Streptokokken-Angina Indikationen InfektionskrankheitenDie Streptokokken-Angina ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die von beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A ausgelöst wird. Sie äussert sich in einer schmerzhaften Entzündung der Gaumenmandeln und des Rachens und tritt meist in Kombination mit Fieber auf, aber ohne Husten. Die Erkrankung ist bei Kindern häufig und kann selten zu schweren Komplikationen führen. Bei der Abklärung müssen andere Ursachen wie beispielsweise eine Erkältung oder eine infektiöse Mononukleose ausgeschlossen werden. Für die symptomatische Behandlung können Schmerzmittel und lokal betäubende und entzündungshemmende Mittel eingesetzt werden. Antibiotika werden in der Schweiz nur noch zurückhaltend in schweren Fällen gemäss den aktuellen Richtlinien verabreicht.
synonym: Angina, Streptokokkentonsillitis, GABHS
SymptomeEine typische Streptokokken-Angina beginnt plötzlich mit Hals- und Schluckschmerzen und einer Rachenentzündung. Die Mandeln sind entzündet, gerötet, geschwollen und belegt. Weiter tritt Fieber auf, während Husten fehlt. Die Halslymphknoten sind schmerzhaft vergrössert.
Zu den möglichen Begleitsymptomen gehören Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Bauchschmerzen, Schüttelfrost, ein scharlachähnlicher Hautausschlag, Übelkeit und Erbrechen. Besonders bei Kindern ist jedoch ein atypischer Verlauf möglich. Die Infektion ist in der Regel selbstlimitierend und dauert nur einige Tage.
Eine Streptokokken-Angina mit einem grossflächigen Hautausschlag und mit einer Himbeerzunge wird als → Scharlach bezeichnet (siehe dort).
UrsachenDie Angina wird von grampositiven beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A ausgelöst (siehe auch im Artikel Streptococcus pyogenes) und als Tröpfcheninfektion über Speichel und Nasensekrete von Person zu Person übertragen. Die Inkubationszeit ist kurz und beträgt 24 bis 72 Stunden.
Bei Kindern zwischen 5 und 15 Jahren ist die Hauptursache einer Mandelentzündung eine Gruppe-A-Streptokokken-Infektion und kommt am häufigsten im Winter und im Frühling vor. Lokale Ausbrüche kommen überall dort vor, wo Menschen eng miteinander zusammenleben, zum Beispiel in der Familie oder an Schulen. Unter drei Jahren ist eine Streptokokken-Angina unüblich. Auch Erwachsene leiden häufiger an einer viralen Mandelentzündung, sie können aber von Kindern angesteckt werden (Eltern, Lehrer).
KomplikationenEine sehr seltene und gefährliche Komplikation ist das akute rheumatische Fieber, das zwei bis vier Wochen nach der Erkrankung auftritt. Zu den Beschwerden gehören hohes Fieber, eine wandernde Arthritis, Karditis, Myokarditis und Endokarditis.
Es handelt sich um eine immunologische Kreuzreaktion zwischen bakteriellen und humanen Antigenen. Weitere, ebenfalls seltene Komplikationen sind eine Glomerulonephritis, Nebenhöhlenentzündung, Mastoiditis, Mittelohrentzündung, Bakteriämie, Hirnhautentzündung und Lungenentzündung.
DiagnoseDie Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, mit der körperlichen Untersuchung und mit einem Streptokokken-Schnelltest oder einer Kultur gestellt.
Eine Diagnose, die ausschliesslich auf den Symptomen basiert, ist zu wenig zuverlässig, da andere Erreger ein ähnliches Krankheitsbild hervorrufen (siehe unter Differentialdiagnosen).
Der folgende Score erlaubt eine erste Abschätzung. Je mehr der Kriterien erfüllt sind, desto wahrscheinlicher handelt es sich um eine Streptokokken-Angina:
McIsaac-Score im PharmaWiki: McIsaac-Score (öffnet in neuem Fenster, McIsaac et al., 1998)
DifferentialdiagnosenDie Ursache für Halsschmerzen ist häufig eine virale Infektion, zum Beispiel eine Erkältung. Erkältungen werden von einer Reihe von Viren ausgelöst.
Auch andere Viren, die schwerwiegende Erkrankungen auslösen, müssen bei der Diagnose ausgeschlossen werden. Dazu gehören Herpesviren wie das Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber), das Herpes simplex Virus und das Cytomegalievirus.
Einige Tage bis Wochen nach einer Ansteckung mit dem HI-Virus können Halsschmerzen nebst anderen Symptomen auftreten.
Ähnliche Beschwerden werden schliesslich auch von anderen Bakterien ausgelöst.
Medikamentöse BehandlungSymptomatische Behandlung:
- Die symptomatische Behandlung ist im Artikel Halsschmerzen dargestellt. Dazu stehen beispielsweise Schmerzmittel, Lutschtabletten, Sprays, Mundspüllösungen und Tees zur Verfügung. Probiotika-Lutschtabletten versorgen die Schleimhaut der Mundhöhle mit „guten“ Bakterien, welche sich ansiedeln und sich vermehren.
- Antibiotika wirken kausal gegen die Krankheitserreger. Sie werden in der Schweiz heute nur noch zurückhaltend und in schweren Fällen gemäss den geltenden Richtlinien eingesetzt.
Halsschmerzen, Scharlach, Mononukleose, Penicilline, Streptococcus pyogenes
Literatur- Altamimi S. et al. Short versus standard duration antibiotic therapy for acute streptococcal pharyngitis in children. Cochrane Database Syst Rev, 2009, CD004872 Pubmed
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Baltimore R.S. Re-evaluation of antibiotic treatment of streptococcal pharyngitis. Curr Opin Pediatr, 2010, 22(1), 77-82 Pubmed
- Bisno A.L. et al. Diagnosis and management of group A streptococcal pharyngitis: a practice guideline. Infectious Diseases Society of America. Clin Infect Dis, 1997, 25(3), 574-83 Pubmed
- Bolza D., Tyndallb A. Akutes rheumatisches Fieber - in der Schweiz noch aktuell? Schweiz Med Forum, 2006, 6, 642-646
- Casey J.R., Pichichero M.E. Meta-analysis of cephalosporins versus penicillin for treatment of group A streptococcal tonsillopharyngitis in adults. Clin Infect Dis, 2004, 38(11), 1526-34 Pubmed
- Choby B.A. Diagnosis and treatment of streptococcal pharyngitis. Am Fam Phys, 2009, 79(5), 383-390
- Hayes C.S., Williamson H. Jr. Management of Group A beta-hemolytic streptococcal pharyngitis. Am Fam Physician, 2001, 63(8), 1557-64 Pubmed
- Rothen M. Akute Infekte des oberen Respirationstraktes. Praxis Schweiz Med Forum, 2004, 4, 138-145
- Lan A.J., Colford J.M., Coldford J.M. Jr. The impact of dosing frequency on the efficacy of 10-day penicillin or amoxicillin therapy for streptococcal tonsillopharyngitis: A meta-analysis. Pediatrics, 2000, 105(2), E19 Pubmed
- McIsaac W.J., White D., Tannenbaum D., Low D.E. A clinical score to reduce unnecessary antibiotic use in patients with sore throat. CMAJ, 1998, 158(1), 75-83 Pubmed
- Merrill B., Kelsberg G., Jankowski T.A., Danis P. Clinical inquiries. What is the most effective diagnostic evaluation of streptococcal pharyngitis? J Fam Pract, 2004, 53(9), 734-740 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
PharmaWiki mit Google durchsuchen.