Selbsttests DiagnostikaSelbsttests sind diagnostische Tests, die von den Patienten zu Hause durchgeführt werden können. Der bekannteste Schnelltest ist der Schwangerschaftstest. Daneben stehen heute zahlreiche weitere zur Verfügung, zum Beispiel für den Nachweis eines Eisenmangels, einer Zöliakie, von Infektionskrankheiten und für eine Rauschmittelkontrolle. Bei einem positiven Resultat soll Kontakt mit einem Arzt aufgenommen werden, denn eine Diagnose können die Tests nicht ersetzen. Der Nutzen einiger Eigentests wird kritisch diskutiert.
synonym: Schnelltests, Autotests, Eigentests, Self-test diagnostic kits
ProdukteSelbsttests sind in zum Beispiel in Apotheken und Drogerien, in Onlineshops oder beim Grossverteiler ohne ärztliche Verordnung verfügbar. Neben dem bekannten Schwangerschaftstest (Abbildung) sind heute zahlreiche weitere erhältlich (siehe unten). Wichtig ist, dass qualitativ hochwertige Medizinprodukte verwendet werden.
Schwangerschaftstest, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
FunktionsweiseFür Schnelltests werden in der Regel Körperflüssigkeiten wie beispielsweise Blut aus der Fingerkuppe, Speichel oder Urin benötigt. Der Darmkrebstest erfolgt mit Stuhl. Nachgewiesen werden vorwiegend Substanzen, Hormone, Proteine, Antikörper und Antigene. Den immunologischen Tests (Immunassays) liegt die Antikörper-Antigen-Bindung zugrunde. Streifentests basieren üblicherweise auf einer chemischen Reaktion. Oft handelt es sich dabei um einen indirekten Nachweis.
AnwendungsgebieteFür die folgenden Anwendungsgebiete sind Selbsttests verfügbar. Die vorliegende Liste zeigt eine unvollständige Auswahl. In Klammern ist aufgeführt, welche Verbindungen nachgewiesen werden:
- Alkoholkonsum (Alkohol)
- Allergien, Heuschnupfen (Antikörper)
- Blasenentzündung, Harnwegsinfektionen (Leukozyten, Nitrit, Proteine)
- Blutfettwerte (z.B. Cholesterin, Triglyceride)
- Chlamydien
- Diabetes (Glucose)
- Dickdarmkrebs (Hämoglobin)
- Eisenmangel (Ferritin)
- Entzündungen, bakterielle Infektionen (C-reaktives Protein, CRP)
- Helicobacter pylori (Antikörper)
- HIV (Antikörper), siehe unter HIV-Selbsttests
- Ketoazidose (Ketonkörper)
- Menopause (Follikelstimulierendes Hormon, FSH)
- Nierenfunktion (Albumin)
- Ovulationstest (Luteinisierendes Hormon, LH)
- Prostatavergrösserung (PSA)
- Rauschmittelnachweis (Substanzen)
- Schwangerschaftstest (Humanes Choriongonadotropin, HCG)
- Säure-Base-Haushalt (pH-Wert)
- Schilddrüsenfunktion (Thyreotropin, TSH)
- Tetanus (Antikörper)
- Vaginale Infektionen (pH-Wert)
- Zeugungsfähigkeit (Spermien)
- Zöliakie (Gluten)
Vor der Anwendung soll die Packungsbeilage genau studiert werden. Die Selbsttests können von den Patienten oder mit der Unterstützung einer Fachperson durchgeführt werden. Apothekerinnen und Apotheker kennen sich mit der Durchführung aus, können den Nutzen der Tests beurteilen und bei der Bewertung des Resultats helfen. Das Ergebnis liegt in der Regel sofort oder nach einigen Minuten (z.B. 5 bis 10 Minuten) vor und wird oft mit einer Farbänderung angezeigt.
Bei einem positiven Resultat oder Unsicherheiten sollen die Patienten mit einer Fachperson Kontakt aufnehmen. Ein Selbsttest ist kein Ersatz für eine ärztliche Diagnose.
VorteileMit Selbsttests können die Patienten selbst einfache diagnostische Tests durchführen. Sie sind ohne ärztliche Konsultation erhältlich, rasch verfügbar und in der Regel relativ einfach und rasch durchführbar. Selbsttests nehmen weniger Zeit als ein Besuch beim Arzt in Anspruch, sind diskret und sie führen möglicherweise dazu, dass die Testrate erhöht wird (z.B. HIV-Selbsttests). Dies kann zu einer früheren Erkennung von Krankheiten, einer Verhinderung einer Übertragung und zu einem besseren Verlauf führen.
KritikSelbsttests können eine professionelle ärztliche Konsultation und eine vertiefte Beratung nicht ersetzen. Die eigentliche Ursache der Beschwerden, also beispielsweise eines Eisenmangels, wird mit dem Test nicht aufgeklärt. Zudem wird keine Patientengeschichte erhoben und eine körperliche Untersuchung findet nicht statt. Die Symptome der Patienten können andere Ursachen haben, als diejenigen, welche getestet werden.
Selten können falsch positive oder falsch negative Resultate vorkommen. Störfaktoren wie beispielsweise Arzneimittel können das Resultat verfälschen. Einige Tests sind zudem vergleichsweise kompliziert und erfordern eine gewisse Handfertigkeit.
Ein positives Resultat kann die Patienten stark verunsichern (z.B. HIV, Prostatakrebs). Sie sollen sich deshalb unbedingt an eine Fachperson wenden. Die Aussagekraft und der Nutzen einiger Tests ist umstritten (z.B. PSA, Menopause).
Literatur- Anbieterinformationen
- Gebrauchsinformation
- Hynes V. The trend toward self-diagnosis. CMAJ, 2013, 185(3), E149-50 Pubmed
- NHS https://www.nhs.uk/live-well/healthy-body/how-to-use-self-test-kits-safely/
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.