Clioquinol Arzneimittelgruppen AntiinfektivaClioquinol ist ein antibakterieller, antimykotischer und amöbizider Wirkstoff, der zur Behandlung infizierter Hauterkrankungen eingesetzt wird. Clioquinol wurde früher zur oralen Behandlung der intestinalen Amöbiasis und bei Durchfallerkrankungen eingesetzt. Da bei innerlicher Anwendung schwere neuropathische unerwünschte Wirkungen auftreten können, wird es heute nur noch äusserlich angewendet.
synonym: Clioquinolum PhEur, Vioform®, Chinoform
ProdukteClioquinol war in der Schweiz in Fixkombination mit dem Glucocorticoid Betamethason als Creme oder Salbe erhältlich (Betnovate-C®). Es war früher auch in Quadriderm® enthalten (ausser Handel) und unter der Bezeichnung Vioform im Handel.
In der Dermatologie sind Magistralrezepturen gebräuchlich. Das DMS enthält einige Zubereitungen, zum Beispiel die Clioquinol-Schüttelpinselung 5%.
Struktur und EigenschaftenClioquinol ist 5-Chlor-7-iodchinolin-8-ol (C9H5INO, Mr = 305.5 g/mol). Es ist ein chloriertes und iodiertes Hydroxychinolin. Es ist ein weisses, hellgelbes, bräunliches gelbes oder gelblich graues Pulver. Mit einem log P von 3.5 ist es lipophil. Es hat strukturelle Ähnlichkeiten mit Chlorquinaldol.
WirkungenClioquinol (ATC D08AH30 ) hat antibakterielle, antimykotische und antiseptische Eigenschaften. Oral eingenommen ist es antiparasitär (amöbizid) gegen den Protozoon Entamoeba histolytica, den Erreger der Amöbiasis und neurotoxisch. Es bildet nach der Aufnahme in die Bakterien- oder Pilzzelle Chelate mit Metallionen wie Zn2+ und Cu2+ und stört so die Funktion von Enzymen.
IndikationenClioquinol wird zur äusserlichen Behandlung bakteriell oder mykotisch infizierter Hauterkrankungen eingesetzt. Es wurde während der 1950er- bis 1970er-Jahre innerlich zur Behandlung der Amöbiasis, zur Vorbeugung gegen Reisedurchfall und gegen Durchfallerkrankungen verwendet, aber wegen oraler Neurotoxizität in den 1970er-Jahren zurückgezogen (subakute Myelooptikoneuropathie, SMON-Krankheit).
Dieses Syndrom äussert sich in sensorischen und motorischen Störungen und trat hauptsächlich bei Japanern auf, wofür unter anderem genetische Ursachen und ein endemischer Vitamin B12-Mangel verantwortlich gemacht wurden.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Produkte werden in der Regel ein- bis zweimal täglich auftragen. Es ist zu beachten, dass Clioquinol auf der Kleidung schwer entfernbare gelbe bis braune Flecken hervorrufen kann. Falls Flecken entstehen, sollen sie sofort ausgewaschen werden.
KontraindikationenClioquinol ist bei Überempfindlichkeit kontraindiziert. Bei einer Langzeitanwendung sind Störungen der Schilddrüsenfunktion möglich. Es soll nicht grossflächig, überdosiert, unter Okklusion, in der Inguinalregion oder bei Windeldermatitis angewendet werden. Clioquinol darf nicht eingenommen werden. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenBisher keine bekannt.
Unerwünschte WirkungenÄusserliche Anwendung: Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Überempfindlichkeitsreaktionen und eine vorübergehende rötliche Verfärbung von weissem Kopfhaar und der Haut.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (D, CH)
- Burger A., Wachter H. (Hrsg.) Hunnius. Pharmazeutisches Wörterbuch. Berlin, New York: de Gruyter, 1998
- DMS
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Jenagaratnam L., McShane R. Clioquinol for the treatment of Alzheimer's Disease. Cochrane Database Syst Rev, 2008, CD005380 Pubmed
- Mao X., Schimmer A.D. The toxicology of Clioquinol. Toxicol Lett. 2008, 182(1-3), 1-6 Pubmed
- Melov S. And C is for Clioquinol - the AbetaCs of Alzheimer's disease. Trends Neurosci, 2002, 25(3), 121-3 Pubmed
- Reynolds J. (Hrsg.) Martindale. The Extra Pharmacopoeia. London: The Pharmaceutical Press, 1989
- Tateishi J. Subacute myelo-optico-neuropathy: clioquinol intoxication in humans and animals. Neuropathology, 2000, 20, Suppl, S20-4 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere InformationenWirkstoffe: Niccoli sulfas, Alcoholes adipis lanae, Neomycini sulfas, Kalii dichromas, Benzocainum, Cinchocaini hydrochloridum, Tetracaini hydrochloridum, Amylis cinnamaldehydum, Isoeugenolum, Cinnamaldehydum, Eugenolum, Alcohol cinnamylicus, Hydroxycitronellalum, Geraniolum, Evernia prunastri, Colophonium, E 218, E 214, Propylis parahydroxybenzoas, Butylis parahydroxybenzoas, Benzylis parahydroxybenzoas, Balsamum peruvianum, Ethylendiamini dihydrochloridum, Cobalti dichloridum, Resina p-tert-butylphenoli formaldehydi, Epoxy resina, Diphenylguanidinum, Zinci diethyldithiocarbamas, Zinci dibutyldithiocarbamas, Isopropylphenyl-para-phenylendiaminum, Cyclohexylphenyl-para-phenylendiaminum, Diphenyl-para-phenylendiaminum, Methylchloroisothiazolinonum, Methylisothiazolinonum, Quaternium-15, Methyldibromoglutaronitrilum, Para-phenylendiaminum, Formaldehydum, Morpholinylmercaptobenzothiazolum, Cyclohexylbenzothiazylis sulfenamidum, Dibenzothiazylis disulfidum, Thiomersalum, Tetramethylthiuramum monosulfidum, Thiramum, Disulfiramum, Dipentamethylenis thiurami disulfidum, Diazolidinylureum, Clioquinolum, Chlorquinaldolum, Tixocortoli pivalas, Natrii aurothiosulfas dihydricus, Imidazolidinylureum, Budesonidum, Hydrocortisoni-17 butyras, Mercaptobenzothiazolum, Bacitracinum, Parthenolidum, Caeruleum dispersatum 106, Bronopolum
Unternehmen: Stallergenes AG
Abgabekategorie: A
Gruppe / Anwendung: Diagnostika