Trypanosomiasis IndikationenDie afrikanische Schlafkrankheit (Trypanosomiasis) ist eine parasitäre Erkrankung, die vom Einzeller Trypanosoma brucei verursacht wird. Die Protozoen werden beim Biss von einer infizierten Tsetsefliege übertragen und breiten sich zunächst im Blut und im lymphatischen System und später im zentralen Nervensystem aus. Die Erkrankung nimmt unbehandelt in den meisten Fällen einen tödlichen Ausgang. Zur Therapie stehen verschiedene ältere Medikamente zur Verfügung, die teilweise toxisch sind und in der Regel nur parenteral verabreicht werden können. Im Jahr 2018 wurden erstmals Tabletten mit dem Nitroimidazol-Derivat Fexinidazol zugelassen. Die Schlafkrankheit kommt ausschliesslich in Afrika südlich der Sahara vor.
synonym: Afrikanische Schlafkrankheit, Afrikanische Trypanosomiasis, Schlafkrankheit, Trypanosomen, HAT
SymptomeZu den möglichen Beschwerden der afrikanischen Trypanosomiasis (Schlafkrankheit) gehören im ersten Stadium:
- Knoten oder Geschwür auf der Haut bei der Bissstelle (Trypanosomenschanker)
- Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Gewichtsverlust
- Fieber mit Schüttelfrost
- Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen
- Hautausschlag
- Geschwollene Lymphknoten
- Organerkrankungen (z.B. Herz, Leber, Milz)
Im ersten Stadium befinden sich die Trypanosomen im Blut und im lymphatischen System. Im zweiten Stadium können die Parasiten nach Wochen bis Jahren in das zentrale Nervensystem vordringen. Die Symptome sind dann schwerwiegender:
- Störungen des zirkadianen Rhythmus mit Schlafstörungen während der Nacht und Schläfrigkeit tagsüber, Schlafattacken
- Persönlichkeitsveränderungen, psychiatrische, neurologische, motorische und sensorische Störungen
- Sehstörungen
- Lebensbedrohliche Gehirn- und Hirnhautentzündung
Unbehandelt nimmt die Erkrankung in Regel einen tödlichen Ausgang.
UrsachenDie Ursache der Erkrankung ist eine Infektion mit Trypanosomen (Trypanosoma brucei). Dabei handelt es sich um Einzeller (Protozoen), die beim Biss von einer infizierten Tsetsefliege übertragen werden. Die Erkrankung tritt in verschiedenen afrikanischen Ländern südlich der Sahara auf. In anderen Ländern kommt sie nicht vor, wird aber bei Reisenden beobachtet, die aus ländlichen Gebieten in Afrika zurückkehren. Als Wirte kommen Menschen und Tiere infrage. Es wird unterschieden zwischen:
- Westafrikanische Trypanosomiasis mit Trypanosoma brucei gambiense - chronischer Verlauf, ca. 97% der Fälle
- Ostafrikanische Trypanosomiasis mit Trypanosoma brucei rhodesiense - akuter, schneller Verlauf, ca. 3% der Fälle
Die Diagnose wird anhand der Patientengeschichte, des klinischen Bildes und mit Labormethoden gestellt.
Medikamentöse BehandlungDie Schlafkrankheit zählt zu den vernachlässigten Krankheiten (neglected diseases). Die klassischen Arzneimittel zur Therapie der Trypanosomiasis wurden vor vielen Jahrzehnten entwickelt - die ersten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese Wirkstoffe sind toxisch und können mit Ausnahme von Nifurtimox nur parenteral verabreicht werden. Bei Melarsoprol handelt es sich gar um eine organische Arsenverbindung (!), die besonders schlecht verträglich ist.
Dies im Unterschied zu → Fexinidazol, das im Jahr 2018 registriert wurden. Es ist in Form von Tabletten verfügbar und besser verträglich als die traditionellen Medikamente.
1 Stadium:
2. Stadium:
Mittlerweile wird jedoch an neureren, peroral verfügbaren und atoxischen Medikamente geforscht, beispielsweise unterstützt von der Gates Foundation.
Vorbeugung- Handelt es sich beim Reiseziel um ein Risikogebiet? Nach Möglichkeit betroffene Gebiete meiden.
Biss von Tsetsefliegen vermeiden:
- Repellents verwenden.
- Schützende Kleidung mit langen Ärmeln und neutralen Farben tragen.
- Autos vor dem Einsteigen auf Fliegen untersuchen.
- Büsche vermeiden, weil sich die Fliegen dort tagsüber aufhalten.
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Wirkstoffe: Pentamidini diisethionas
Unternehmen: Sanofi-Aventis (Suisse) SA
Abgabekategorie: A
Gruppe / Anwendung: Mittel gegen Leishmaniasis und Trypanosomiasis