Pyridoxin gegen Übelkeit Arzneimittelgruppen VitamineDas Vitamin Pyridoxin wird seit den 1940er Jahren gegen Übelkeit und Erbrechen verschiedener Ursache eingesetzt. In der Schweiz ist es seit den 50er Jahren als Mono- und Kombinationspräparat mit dem Antihistaminikum Meclozin von den Behörden für diese Indikationen zugelassen. Ist Pyridoxin wirksam? Gibt es einen wissenschaftlichen Nachweis für seine antiemetischen Eigenschaften?
synonym: Vitamin B6 gegen Übelkeit
ProduktePyridoxin ist in der Schweiz als Monopräparat in Form von Tabletten seit den 1950er-Jahren gegen Schwangerschaftserbrechen zugelassen (Benadon®, Vitamin B6 Streuli®). In Kombination mit dem Antihistaminikum und Antiemetikum Meclozin ist es bei Brechreiz und Erbrechen jeglichen Ursprungs und Reisekrankheit registriert (Itinerol B6®). Es wird auch mit Doxylamin kombiniert.
Struktur und EigenschaftenPyridoxin oder Vitamin B6 liegt in Arzneimitteln als Pyridoxinhydrochlorid vor (C8H12ClNO3, Mr = 205.6 g/mol), ein weisses, kristallines Pulver, das in Wasser leicht löslich ist.
Wirkungen
Pyridoxin (ATC A11HA02 ) spielt im Organismus als Coenzym Pyridoxalphosphat eine wichtige Rolle im Lipid-, Aminosäuren- und Kohlenhydratstoffwechsel. Ist Pyridoxin wirksam gegen Übelkeit? Über welchen Wirkmechanismus werden die Eigenschaften vermittelt? Der Hersteller schreibt in der Fachinformation: „Durch Aktivierung des Eiweissabbaus verhindert Pyridoxin eine Anhäufung von bestimmten stickstoffhaltigen Stoffwechsel-Zwischenprodukten, welche für das Auftreten von Übelkeit und Erbrechen verantwortlich sind“. Spekuliert wurde auch über einen Vitamin-B6-Mangel während der Schwangerschaft, welcher das Schwangerschaftserbrechen verursachen soll.
Die Verwendung von Pyridoxin gegen Übelkeit geht vermutlich auf kleine, unkontrollierte Studien aus den 1940er Jahren zurück (z.B. Willis et al., 1942). Moderne Zulassungsstudien sind nicht verfügbar. Wir haben in der neueren wissenschaftlichen Literatur lediglich zwei kleine randomisierte und placebokontrollierte klinische Studien aus den 1990er Jahren identifiziert, ausschliesslich in der Indikation Schwangerschaftserbrechen (Sahakian, 1991; Vutyavanich, 1995). Aus unserer Sicht gibt es Hinweise für eine mögliche Wirksamkeit, sauber wissenschaftlich nachgewiesen ist sie bisher jedoch nicht. Ein Therapieversuch ist aufgrund der guten Verträglichkeit möglich.
IndikationenSchwangerschaftserbrechen, in Kombination mit Meclozin bei Brechreiz und Erbrechen jeglichen Ursprungs und Reisekrankheit.
DosierungGemäss der Fachinformation. Bei Schwangerschaftserbrechen wird in der Literatur eine Dosis von 3 x täglich 10-25 mg empfohlen.
KontraindikationenPyridoxin ist bei Überempfindlichkeit kontraindiziert. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenPyridoxin kann in hohen Dosen die Wirkungen von Levodopa aufheben. Weitere Interaktionen wurden mit Phenytoin und Phenobarbital beschrieben.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen und Übelkeit. Bei einer längerfristigen Überdosierung kann es zu reversiblen peripheren sensorischen Neuropathien kommen.
siehe auchSchwangerschaftserbrechen, Reisekrankheit
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor (AV) hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Mit bestem Dank an Barbara Marti, Apothekerin, für die Fragestellung.