Hydroxyethylstärke Arzneimittelgruppen InfusionenHydroxyethylstärke oder „HES“ ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der kolloidalen Volumenersatzmittel. HES wird zur Vorbeugung und Behandlung eines Volumenmangels des Bluts und bei Schock sowie zur therapeutischen Blutverdünnung eingesetzt. Es handelt sich um ein hydroxyethyliertes Stärkederivat, das intravenös als Infusion verabreicht wird. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Überempfindlichkeitsreaktionen (auch schwere) und ein therapieresistenter Juckreiz.Produkte
Hydroxyethylstärke ist als Infusionslösung im Handel (HAES-steril®, HyperHAES®, Venofundin®, Voluven®). Es ist in der Schweiz seit 1983 zugelassen. Pharmazeutisch wird HES auch als O-(hydroxyethyl)-amylopectini hydrolysatum bezeichnet.
Struktur und EigenschaftenHydroxyethylstärke ist ein hydroxyethyliertes Stärkederivat, das aus pflanzlichem Amylopectin hergestellt wird. Als Amylopectin wird eine hochverzweigte Stärke bezeichnet, die dem körpereigenen Glykogen ähnelt. Stärke ist selbst ein Polymer von Glucose. Weshalb der Zusatz der Hydroxylethylgruppen? Sie erhöhen die Wasserlöslichkeit, reduzieren den Abbau durch Amylasen und erhöhen die Verweildauer im Plasma.
WirkungenHydroxyethylstärke (ATC B05AA07 ) ist ein kolloidales Volumenersatzmittel, das zu einem Anstieg des Plasmavolumens führt.
IndikationenZur Vorbeugung und Behandlung eines Volumenmangels (Hypovolämie) und Schock und zur therapeutischen Blutverdünnung.
DosierungGemäss der Fachinformation. Hydroxyethylstärke wird als intravenöse Infusion verabreicht.
KontraindikationenHydroxyethylstärke ist bei Überempfindlichkeit, schwerer Dehydratation, Nierenversagen, schwerer Hypernatriämie, schwerer Hyperchlorämie, Dialysebehandlung, schwerer stauungsbedingte Herzinsuffizienz, Hyperhydratation, schweren Blutgerinnungsstörungen und bei einer intrakranielle Blutung kontraindiziert. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenEs sind bisher keine Arzneimittel-Wechselwirkungen bekannt.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Überempfindlichkeitsreaktionen (auch schwere), therapieresistenter Juckreiz, Schmerzen in der Nierengegend und eine Verdünnung der Blutkomponenten (z.B. mit Gerinnungsstörungen).
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Boldt J. Hydroxyethyl starch: pharmaceutical and clinical profile. Minerva Anestesiol, 1999, 65(5), 305-9 Pubmed
- Bork K. Pruritus precipitated by hydroxyethyl starch: a review. Br J Dermatol, 2005, 152(1), 3-12 Pubmed
- Broschüre „Grundlagen der Infusionstherapie“ von B. Braun Schweiz http://www.bbraun.ch
- Dart A.B., Mutter T.C., Ruth C.A., Taback S.P. Hydroxyethyl starch (HES) versus other fluid therapies: effects on kidney function. Cochrane Database Syst Rev, 2010, CD007594 Pubmed
- Doran C. Hydroxyethyl starch for resuscitation of trauma patients. J R Army Med Corps, 2007, 153(3), 154-9 Pubmed
- Jungheinrich C., Neff T.A. Pharmacokinetics of hydroxyethyl starch. Clin Pharmacokinet, 2005, 44(7), 681-99 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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