Hautausschlag unter Amoxicillin IndikationenWährend oder nach der Einnahme des Penicillin-Antibiotikums Amoxicillin entwickelt sich häufig ein Hautausschlag. Das typische makulopapulöse Arzneimittelexanthem tritt grossflächig am ganzen Körper mit geröteten und ineinanderfliessenden Flecken und Papeln auf. Bei diesem Ausschlag handelt es sich häufig nicht um eine allergische Reaktion. Ob tatsächlich eine Penicillinallergie vorliegt, sollte später mit einem Haut- und einem oralen Provokationstest abgeklärt werden.
synonym: Amoxicillin-Exanthem, Amoxicillin-Ausschlag
SymptomeWährend oder wenige Tage nach der Einnahme des Penicillin-Antibiotikums Amoxicillin kann ein Hautausschlag auftreten. Auch andere Beta-Lactam-Antibiotika können ihn auslösen.
Das typische Arzneimittelexanthem tritt grossflächig am Rumpf, an den Armen, Beinen und im Gesicht auf. Das Vollbild entwickelt sich in ein bis zwei Tagen.
Das Erscheinungsbild kann einem Ausschlag bei den Masern ähnlich sehen (morbiliformes, makulopapulöses Exanthem). Die geröteten Flecken vergrössern sich zu Beginn, sind leicht erhaben und fliessen ineinander. Papeln kommen ebenfalls vor und der Ausschlag kann von Juckreiz, leichtem Fieber, leichten Schwellungen und einer Erwärmung begleitet sein.
Unter Amoxicillin kann sich auch ein stark juckendes Nesselfieber (Urticaria) mit Quaddeln entwickeln. Dies deutet auf eine allergische Reaktion hin. Es besteht die Gefahr einer gefährlichen → Anaphylaxie mit Ödemen, Atemstörungen und einem Blutdruckabfall.
Glücklicherweise treten schwere und sogar lebensbedrohliche Hautreaktionen nur sehr selten auf. Dazu gehören:
- Stevens-Johnson-Syndrom (SJS)
- Toxische epidermale Nekrolyse (TEN)
- Akute generalisierte exanthematische Pustulosis (AGEP)
- Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS)
Warnsignale für einen medizinischen Notfall und einen unverzüglichen Arztbesuch sind in diesem Zusammenhang:
- Blasen- oder Pustelbildung
- Ablösen oder Absterben der Haut, Hauteinblutungen
- Erythrodermie (flächige Rötung der gesamten Haut)
- Beteiligung der Schleimhaut
- Schlechter Allgemeinzustand
- Allgemeine Lymphknotenschwellung
Hautausschläge unter Amoxicillin können allergisch (IgE- oder T-zellvermittelt) und nicht allergisch bedingt sein.
Das Auftreten des typischen makulopapulösen Arzneimittelexanthems bedeutet gemäss der Literatur nur selten, dass die Betroffenen allergisch gegen Penicilline sind! (Prospektive Studie dazu z.B. Caubet et al., 2010).
Nur eine Minderheit der Patienten reagieren bei einer erneuten oralen Therapie wieder mit einem Ausschlag. Echte Allergien treten häufiger bei Erwachsenen als bei Kindern auf.
Begleitende virale Infektionen scheinen einen wichtigen Risikofaktor für die Entstehung der Ausschläge darzustellen. Es wird eine allergologische Abklärung empfohlen (siehe unten). Dies ist deshalb entscheidend, weil die Betroffenen sonst den Rest ihres Lebens unbegründet auf Penicilline und verwandte Antibiotika verzichten müssen.
DiagnoseDie Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, der körperlichen Untersuchung und des Erscheinungsbildes gestellt. Dabei müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden.
Ob tatsächlich eine Allergie gegen Penicilline vorliegt, muss nach ein bis zwei Monaten mit einem Hauttest und/oder einem oralen Provokationstest in der Allergologie nachgewiesen werden. Bei einem positiven Resultat wird ein Allergiepass ausgestellt.
Nicht medikamentöse BehandlungNach dem Absetzen des Antibiotikums wird der Hautausschlag innert einiger Tage blasser und verschwindet schliesslich von alleine. Der Ausschlag ist nicht ansteckend.
Medikamentöse BehandlungDie Behandlung ist abhängig von der Ursache und den Symptomen. Für die Therapie des masernähnlichen Arzneimittelexanthems können juckreizlindernde und hautpflegende Körperlotionen, zum Beispiel mit Polidocanol oder Cardiospermum, aufgetragen werden. Systemische Antihistaminika können ausprobiert werden.
siehe auchAmoxicillin, Penicilline, Antibiotikasuspensionen, Juckreiz, Anaphylaxie, Allergie
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, UK, USA)
- Caimmi S., Caimmi D., Lombardi E., Crisafulli G., Franceschini F., Ricci G., Marseglia G.L. Antibiotic allergy. Int J Immunopathol Pharmacol, 2011, 24(3 Suppl), S47-53 Pubmed
- Caubet J.C. et al. The role of penicillin in benign skin rashes in childhood: a prospective study based on drug rechallenge. J Allergy Clin Immunol, 2011, 127(1), 218-22 Pubmed
- Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Factsheet: Is it Really a Penicillin Allergy?
- Fox R., Ghedia R., Nash R. Amoxicillin-associated rash in glandular fever. BMJ Case Rep, 2015, 2015 Pubmed
- Ott H. et al. Praktische Diagnostik der Medikamentenallergie im Kindes- und Jugendalter Teil 2: Spättyp-Reaktionen. Pädiatrische Allergologie, 2010, 13(3), 12-15
- Schnyder B., Pichler W.J. Skin and laboratory tests in amoxicillin- and penicillin-induced morbilliform skin eruption. Clin Exp Allergy, 2000, 30(4), 590-5 Pubmed
- Stern R.S. Clinical practice. Exanthematous drug eruptions. N Engl J Med, 2012, 366(26), 2492-501 Pubmed
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