Blauer Eisenhut Phytopharmaka DrogenlisteDer blaue Eisenhut Aconitum napellus aus der Familie der Hahnenfussgewächse gehört zu den giftigsten Pflanzen Europas. Für die pharmakologischen Effekte sind vorwiegend die Diterpenalkaloide wie beispielsweise Aconitin von Bedeutung. Sie binden an spannungsabhängige Natriumkanäle und hemmen ihre Inaktivierung. Dadurch üben sie schmerzstillende, neurotoxische und kardiotoxische Wirkungen aus. Acontium wird hauptsächlich in homöopathischer Verdünnung in der Alternativmedizin eingesetzt, zum Beispiel bei Nervenschmerzen, Fieber, Grippe und bei einer Erkältung. Als Arzneidroge werden in der Regel die Knollen verwendet. Eine Vergiftung ist akut lebensgefährlich.
synonym: Aconitum napellus, Aconitum, Eisenhut, Akonit, Sturmhut
ProdukteZubereitungen aus dem blauen Eisenhut sind hauptsächlich in homöopathischen, anthroposophischen und weiteren alternativmedizinischen Arzneimitteln enthalten. Es sind verschiedene Darreichungsformen wie beispielsweise Globuli, Öle, Tropfen, Ohrentropfen und Ampullen erhältlich.
PflanzeDer blaue Eisenhut Aconitum napellus L. aus der Familie der Hahnenfussgewächse (Ranunculaceae) ist unter anderem in den Alpen heimisch.
Blauer Eisenhut im botanischen Garten Brüglingen, in Disentis und Arosa, zum Vergrössern anklicken. Fotos © PharmaWiki
Neben dem blauen Eisenhut existieren zahlreiche weitere Aconitum-Arten wie beispielsweise Aconitum ferox oder der gelbe Eisenhut:
Gelber Eisenhut, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
ArzneidrogeAls Arzneidroge werden vorwiegend die Eisenhutknollen (Aconiti tuber) verwendet, seltener auch das Eisenhutkraut (Aconiti herba). Aus den Arzneidrogen werden unter anderem Pulver (Aconiti tuberis pulvis), Tinkturen (Aconiti tinctura) und Extrakte hergestellt.
Die Verarbeitung der Arzneidroge hat einen Einfluss auf den Alkaloidgehalt. Beim Erhitzen oder Kochen wird die Toxizität durch die Hydrolyse der Alkaloide reduziert.
InhaltsstoffeFür die pharmakologischen Effekte sind vorwiegend die Diterpenalkaloide wie beispielsweise Aconitin von Bedeutung.
WirkungenZubereitungen aus dem blauen Eisenhut haben analgetische, lähmende, betäubende, neurotoxische und kardiotoxische Eigenschaften. Aconitin bindet an spannungsabhängige Natriumkanäle und führt dazu, dass sie geöffnet bleiben. Dadurch strömen die Natriumionen kontinuierlich in die erregbaren Zellen (Nerven, Muskel, Herz) und die Repolarisation nach dem Aktionspotential wird gestört.
AnwendungsgebieteZubereitungen aus dem blauen Eisenhut werden heute ausschliesslich in der Alternativmedizin verwendet, z.B. in der Homöopathie und in anthroposophischen Arzneimitteln für die Behandlung von Nervenschmerzen (Neuralgien), Nervenentzündungen, Fieber, Grippe und Erkältung. Verwendet wird Eisenhut traditionell auch in der tibetischen und chinesischen Medizin.
MissbrauchDer blaue Eisenhut wird für Suizide verwendet. Er hat bereits in der Antike und im Laufe der Geschichte auch immer wieder eine Rolle bei Giftmorden gespielt.
DosierungGemäss der Packungsbeilage. Es sollen ausschliesslich Fertigarzneimittel verwendet werden. Aufgrund der hohen Giftigkeit sollen Arzneimittel unter keinen Umständen selbst zubereitet werden!
Unerwünschte WirkungenDer blaue Eisenhut ist eine der giftigsten Pflanzen Europas. Zu den Symptomen einer Vergiftung gehören:
- Verdauungstrakt: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen
- Neurologische Störungen: Gefühllosigkeit, Brennen und Kribbeln im Mund, Parästhesien am ganzen Körper, Eiseskälte, Gefühl von Eiswasser in den Blutgefässen, Muskelschwäche, starke Schmerzen, Lähmungen
- Herz-Kreislauf: Palpitationen, tiefer Blutdruck, Schwindel, Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Tachykardie, Kammerflimmern), Herzversagen, Kollaps, Koma, Tod
- Atemwege: Atemlähmung
Eisenhut hat eine geringe therapeutische Breite. Die letale Dosis beträgt für die Knollen etwa 1 bis 4 g. Für Aconitin liegt sie im Bereich von wenigen Milligramm. Vergiftungserscheinungen können bereits nach Minuten beobachtet werden. Der Tod tritt erst nach qualvollen Stunden ein.
Die Blätter können mit dem Gemeinen Beifuss und dem Wermut verwechselt werden, die Heilpflanzen sind.
siehe auchLiteratur- Jakob Maier. Neue Wirkstoffe aus der Flora des Himalaya? Identifizierung von Diterpenalkaloiden aus Aconitum-Arten. Inauguraldissertation, Universität Basel, 2004
- Kommission E
- Lehr- und Handbücher der Phytopharmazie und der Toxikologie
- Piltan D., Rist L., Simões-Wüst P., Saller R. Test of a homeopathic dilution of Aconitum napellus. A clinical, randomized, double-blind, controlled crossover study in healthy volunteers. Forsch Komplementmed, 2009, 16(3), 168-73 Pubmed
- Pullela R., Young L., Gallagher B., Avis S.P., Randell E.W. A case of fatal aconitine poisoning by Monkshood ingestion. J Forensic Sci, 2008, 53(2), 491-4 Pubmed
- Strzelecki A. et al. Acute toxic herbal intake in a suicide attempt and fatal refractory ventricular arrhythmia. Basic Clin Pharmacol Toxicol, 2010, 107(2), 698-9 Pubmed
- Van Landeghem A.A., De Letter E.A., Lambert W.E., Van Peteghem C.H., Piette M.H. Aconitine involvement in an unusual homicide case. Int J Legal Med, 2007, 121(3), 214-9 Pubmed
- Weijters B.J., Verbunt R.J., Hoogsteen J., Visser R.F. Salade malade: malignant ventricular arrhythmias due to an accidental intoxication with Aconitum napellus. Neth Heart J, 2008, 16(3), 96-9 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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