Madenwurm Indikationen Infektionskrankheiten Würmer FadenwürmerDie Infektion mit Madenwürmern ist die häufigste Wurminfektion in den gemässigten Breiten und wird vor allem bei Kindern beobachtet. Typische Symptome sind der nächtlich auftretende Juckreiz im Analbereich und ein unruhiger Schlaf. Die Übertragung erfolgt durch die orale Aufnahme von Wurmeiern. Ein Problem stellt die anal-orale Wiederinfektion der Patienten und die Ausbreitung auf andere Familienmitglieder dar. Der Befall wird mit Wurmmitteln behandelt, als Mittel der Wahl gilt Mebendazol. Juckreizstillende Mittel können zur symptomatischen Behandlung eingesetzt werden.
synonym: Enterobiasis, Oxyuriasis, Oxyuren
SymptomeDer Befall tritt vor allem bei Kindern auf und äussert sich in erster Linie ein einem nächtlichen Juckreiz im Analbereich. Dieser wird von der Wanderung der weiblichen Würmer zur Eiablage in der Analregion verursacht. Auch ein lokales Kitzeln oder Schmerzen können auftreten, sowie ein unruhiger Schlaf und Schlaflosigkeit aufgrund des Juckreizes, der tagsüber zu Müdigkeit führt.
Weitere mögliche Beschwerden sind Unterbauchbeschwerden, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Konzentrationsmangel und Reizbarkeit. Häufig ist der Befall aber auch symptomlos.
Ursachen und VerlaufDer Madenwurm Enterobius vermicularis (früher: Oxyuris vermicularis) ist ein Wurm aus der Gruppe der Fadenwürmer (Nematoden). Er ist zwischen 2 bis 5 mm (Männchen) oder 9 bis 12 mm (Weibchen) lang und lebt im menschlichen Dickdarm. Dort können sich bis zu einige hundert Würmer finden. Nachts begeben sich die weiblichen Würmer zum Darmausgang und legen bis zu 16'000 Eier, mit denen der Wirt wieder sich selbst oder andere Personen ansteckt. Im Vergleich zu anderen Fadenwürmern brauchen die Eier des Madenwurms keine Reifungszeit im Boden.
Der Mensch ist der einzige Wirt, es gibt keine tierischen Zwischenwirte. Nach der oralen Aufnahme der Wurmeier schlüpfen die Larven im Zwölffingerdarm des Dünndarms und reifen auf dem Wanderung zum Dickdarm. Die Wurmeier sind bereits wenige Stunden nach der Ausscheidung infektiös. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 1 bis 4 Wochen bis Monate. Durch eine Selbstansteckung kann sich die Infektion fast unbegrenzt fortsetzen.
Übertragung- Anal-orale Auto-Reinfektion
- Schmierinfektion durch kontaminierte Objekte oder Personen.
- Inhalation der Eier, zum Beispiel beim Ausschütteln der Bettwäsche oder Kleider. Beim Ausschütteln verteilen sich die Eier im Wohnraum.
- Orale Aufnahme von Wurmeiern durch verunreinigte Nahrungsmittel oder Trinkwasser.
- Die Larven können zudem auf der Schleimhaut des Anus schlüpfen und so zu einer Reinfektion führen. Die Larven wandern zurück in den Darm.
- Bei Mädchen und Frauen: Entzündung der Vulva, der Vagina, der Gebärmutter und des Eileiters, Blutungen.
- Verbreitung der Würmer an untypische Stellen, Entzündungen der Harnwege oder des Bauchfells. Entzündung des Wurmfortsatzes.
- Schmerzen beim Wasserlassen, häufiges nächtliches Wasserlassen, Inkontinenz
- Superinfektionen im perianalen Bereich, Ekzeme, Hautschädigungen, kleine Risse im Bereich des Afters
- Psychische Belastung, Ekel (Würmer im Stuhl!)
- Ein Problem stellen die hohen Rückfallraten, bedingt durch die anal-orale Selbstansteckung, sowie die Infektion anderer Familienmitglieder dar.
Betroffen sind hauptsächlich Kinder. Risikofaktoren stellen der Kontakt mit Infizierten (z.B. Familie) und der Verzehr von rohem Gemüse dar. Madenwürmer kommen in allen sozialen Schichten vor.
DiagnoseDie Diagnose kann mikroskopisch durch den Nachweis von Wurmeiern auf einem am Morgen abgenommenen Abklatsch der perianalen Haut mit einem Klebstreifen erfolgen. Dies soll vor dem Duschen und der Defäkation durchgeführt werden. Falls der Test negativ ausfällt, soll er an den nachfolgenden 2 Tagen wiederholt werden.
Manchmal können auch die erwachsenen Würmer im Stuhl oder auf dem Toilettenpapier entdeckt werden. Sie sind fadenartig, gelblich-weiss mit einem scharf zugespitzten Ende. Eier werden seltener im Stuhl nachgewiesen werden (5 bis 15 %). Erwachsene Würmer werden auch oft im Rahmen einer Dickdarmspiegelung (Kolonoskopie) entdeckt. Zu den möglichen Differentialdiagnosem gehören Infektionen des Enddarms, Analekzeme, Analfisteln, Hämorrhoiden, Soor und Infektionen mit anderen Fadenwürmer.
Nicht-medikamentöse MassnahmenHygienemassnahmen sind wichtig. Die Hände sollen regelmässig gut gewaschen werden, vor allem nach der Defäkation und vor dem Essen, regelmässig duschen, nicht an den Nägeln kauen, nicht Daumenlutschen. Fingernägel kurz schneiden und mit einer Bürste reinigen. Unterwäsche, Bettwäsche und Handtücher häufig wechseln und gut waschen. Nicht am Anus kratzen, da die Wurmeier so direkt auf die Hand übertragen werden.
Medikamentöse BehandlungZur medikamentösen Behandlung werden Wurmmittel (Antihelminthika) eingesetzt. Enge Kontaktpersonen (Familien-, Gruppenmitglieder) sollen nach Möglichkeit immer mitbehandelt werden. Die Kontraindikationen müssen beachtet werden (z.B. Schwangerschaft). Bei einem chronisch wiederkehrenden Befall wird vorgeschlagen, die Behandlung alle 28 Tage, während 3 bis 6 Monaten zu wiederholen.
Mebendazol (Vermox®) gilt in der Literatur als Mittel der Wahl und ist rezeptfrei erhältlich. Dosierung für Kinder über 1 Jahr und Erwachsene, unabhängig vom Körpergewicht: 100 mg (1 Tablette) als einmalige Gabe. Die Einnahme soll nach 2 Wochen wiederholt werden. Mebendazol soll gemäss der Fachinformation nicht während der Schwangerschaft angewandt werden.
Pyrantel (Cobantril®) ist bereits ab 6 Monaten zugelassen und ist ebenfalls rezeptfrei erhältlich. Es wird ebenfalls als Einzeldosis verabreicht. Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht. Pyrantel soll während oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Die Einnahme soll nach 2 bis 3 Wochen wiederholt werden. Es liegen keine klinische Daten zur Anwendung bei Schwangeren vor.
Pyrvinium (Pyrcon®, Molevac®) ist in der Schweiz nicht mehr erhältlich. Es wird als Suspension oder in Form von Dragées verabreicht.
Albendazol (Zentel®) ist ab 1 Jahr zugelassen und wird als Einzeldosis eingenommen. Es darf nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden (kontraindiziert!) und ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich.
Ivermectin (Subvectin®) wird in einigen Publikation als Möglichkeit zur Behandlung von Komplikationen im Urogenitaltrakt genannt, da es sich in das Gewebe verteilt. Ivermectin kann auch als alternatives Therapeutikum eingesetzt werden. Eine ärztliche Verordnung ist erforderlich.
Juckreizstillende Mittel können zur symptomatischen Behandlung des Juckreizes angewendet werden, zum Beispiel eine Menthol- oder kampferhaltige Salbe, wie sie auch gegen Hämorrhoiden verwendet wird.
siehe auchWürmer, Fadenwürmer, Antihelminthika: Mebendazol, Pyrantel, Albendazol, Ivermectin, Behandlung von Juckreiz, Hämorrhoiden, Stuhl
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere InformationenWirkstoffe: Pyrantelum
Unternehmen: Perrigo Schweiz AG
Abgabekategorie: D
Gruppe / Anwendung: Antihelminthika
Wirkstoffe: Pyrantelum
Unternehmen: Perrigo Schweiz AG
Abgabekategorie: D
Gruppe / Anwendung: Antihelminthika
Wirkstoffe: Ivermectinum
Unternehmen: Leman SKL SA
Abgabekategorie: B
Gruppe / Anwendung: Antihelminthika
Wirkstoffe: Mebendazolum
Unternehmen: JNTL Consumer Health II (Switzerland) GmbH
Abgabekategorie: B/D
Gruppe / Anwendung: Antihelminthika
Wirkstoffe: Mebendazolum
Unternehmen: JNTL Consumer Health II (Switzerland) GmbH
Abgabekategorie: B/D
Gruppe / Anwendung: Antihelminthika
Wirkstoffe: Albendazolum
Unternehmen: GlaxoSmithKline AG
Abgabekategorie: B
Gruppe / Anwendung: Antihelminthika
Wirkstoffe: Albendazolum
Unternehmen: GlaxoSmithKline AG
Abgabekategorie: B
Gruppe / Anwendung: Antihelminthika