West-Nil-Virus Indikationen InfektionskrankheitenDas West-Nil-Virus ist ein RNA-Virus aus der Gruppe der Flaviviren, das hauptsächlich in Vögeln vorkommt und von Stechmücken übertragen wird. Beim Menschen kann die Infektion zu grippeähnlichen Beschwerden und in seltenen Fällen zu einer Hirnhaut- und Gehirnentzündung, Lähmungen und zum Tod führen. Das Virus kommt unter anderem in Afrika vor und hat sich seit 1999 in den USA und in Kanada ausgebreitet. In Europa kam es bisher hingegen nur sporadisch zu Erkrankungen und vereinzelt zu lokal begrenzten Ausbrüchen.
synonym: West-Nil-Fieber, Aedes japonicus
SymptomeDie Mehrzahl der Patienten (zirka 80 %) sind asymptomatisch oder entwickeln nur leichte Beschwerden. Bei etwa 20 % treten grippeähnliche Symptome (West-Nil-Fieber) wie Fieber, Kopfschmerzen, Krankheitsgefühl, Übelkeit, Erbrechen, Muskelschmerzen und Hautausschläge auf.
Weitere Symptome wie eine Bindehautentzündung, Hepatitis, Bewegungsstörungen oder Verwirrtheit sind möglich. Bei weniger als 1 % kommt es zu einer neuroinvasiven Erkrankung mit Hirnhaut- und Gehirnentzündungen oder einer Poliähnlichen Lähmung.
Die Inkubationszeit liegt zwischen 2 bis 15 Tagen. Die Patienten sind 6 bis 7 Tage vor bis kurz nach Krankheitsbeginn ansteckend. Die Krankheitsdauer ist unterschiedlich. Bei einem milden Verlauf beträgt sie einige Tage, bei schwerem Verlauf Monate. Auch langanhaltende Beschwerden wie starke Müdigkeit, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel und Konzentrationsmangel sind möglich.
UrsachenDas West-Nil-Virus ist ein behülltes RNA-Virus aus der Familie der Flaviviren (Flaviviridae, Gattung: Flavivirus), zu der unter anderem auch das FSME-Virus und das Japanische Enzephalitis-Virus gehört. Das wichtigste Reservoir des Virus sind Vögel, hauptsächlich Sperlingsvögel, zu denen Finken, Spatzen und Rabenvögel gehören. Säugetiere wie der Mensch oder Pferde können gelegentlich angesteckt werden und klinische Symptome entwickeln. Sie stellen für das Virus jedoch eine Sackgasse dar. Auch bestimmte Eichhörnchen, Streifenhörnchen, Hasen, weitere Säugetiere, Alligatoren und Frösche können infiziert werden.
Das West-Nil-Virus wurde erstmals im Jahr 1937 aus dem Blut einer Frau mit Fieber in Uganda isoliert, die an einer Studie zur Schlafkrankheit teilnahm.
ÜbertragungAls wichtigster Überträger gelten Stechmücken der Gattung Culex, darunter auch Culex pipiens, die Gemeine Stechmücke, die in Europa häufig vorkommt. Auch Mücken der Gattung Aedes und Ochlerotatus sind Überträger. Weitere Übertragungswege sind möglich:
- Vogelkot
- Kontaminiertes Blut oder Gewebe, zum Beispiel bei einer Bluttransfusion oder Organtransplantation
- Bei Schwangeren über die Placenta oder bei Stillenden über die Muttermilch (selten)
- Über eine Ansteckung nach oraler Aufnahme bei Tieren wurde berichtet
Eine Hirnhaut- oder Gehirnentzündung kann unter anderem auch durch andere virale oder bakterielle Erreger ausgelöst werden.
EpidemiologieDas Virus kommt in zahlreichen Regionen vor, unter anderem in Afrika, Israel, im Nahen Osten, Australien, Asien, Europa, in den USA und Kanada. Im Herbst 1999 traten in New York erste Fälle der Erkrankung auf, vermutlich eingeschleppt aus dem Nahen Osten. In der Folge verbreitete sich das Virus in den USA und im angrenzenden Kanada und hat dort seither zu mehreren Tausend Ansteckungen geführt. Im Unterschied zu den USA konnte sich das Virus in Europa bisher nicht grossflächig ausbreiten. Es ist bisher nur sporadisch in einzelnen Ländern aufgetreten, unter anderem in Frankreich (Camargue), Italien, Portugal, Spanien und einigen osteuropäischen Ländern. Grössere Ausbrüche gab es 1996 in Rumänien und 1999 in Russland. Diese blieben aber zeitlich und örtlich begrenzt.
VorbeugungIn Risikogebieten soll Mückenstichen mit Verhaltensregeln vorgebeugt werden (z.B. langärmlige Kleidung, Moskitonetz, abends nicht im Freien aufhalten). Dazu werden auch Repellents wie zum Beispiel DEET eingesetzt. Eine Impfung ist noch nicht verfügbar.
Medikamentöse BehandlungDie Behandlung ist bisher symptomatisch, zum Beispiel mit Schmerzmitteln gegen Fieber und Schmerzen. Spezifische antivirale Medikamente sind noch nicht im Handel.
siehe auchDengue, FSME, Gelbfieber, Usutu-Virus, Mückenstiche
Literatur- Bundesamt für Gesundheit (BAG)
- Centers for Disease Control and Prevention (CDC)
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- Trevejo R.T., Eidson M. Zoonosis update: West Nile virus. J Am Vet Med Assoc, 2008, 232(9), 1302-9 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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