Kokablätter Phytopharmaka DrogenlisteAls Kokablätter werden die frischen oder getrockneten Blätter des Kokastrauchs bezeichnet (Erythroxylum coca, Erythroxylum novogranatense). Sie enthalten das psychotrope und stimulierende Kokain und weitere Alkaloide. Kokablätter werden in Südamerika schon seit Jahrtausenden verwendet, unter anderem als Stärkungsmittel und für rituelle und medizinische Zwecke. Kokablätter werden gekaut, in die Wangentasche gelegt oder als Tee zubereitet. Die Effekte sind deutlich weniger stark ausgeprägt als beim Kokainkonsum.
synonym: Cocablätter, Erythroxylum coca, Cocastrauch, Coca
ProdukteKokablätter gehören in der Schweiz zu den Betäubungsmitteln und unterstehen der verschärften Rezeptpflicht. Im Unterschied zu anderen psychotropen Arzneidrogen sind sie jedoch nicht verboten. In den alten Arzneibüchern werden die Blätter und daraus hergestellte Zubereitungen noch erwähnt. Das Süssgetränk Coca-Cola® enthält einen Extrakt aus Kokablättern, heute allerdings ohne Kokain.
StammpflanzeDie Stammpflanzen sind Erythroxylum coca und Erythroxylum novogranatense aus der Familie der Rotholzgewächse (Erythroxylaceae). Die Pflanzen sind in Südamerika heimisch, wo sie wild wachsen und angebaut werden. Die Blätter sehen ähnlich aus wie Lorbeerblätter. Parallel zur Mittelrippe des Blattes verläuft oft eine bandförmige Struktur. Dies ist auch auf dem Foto erkennbar:
Kokapflanze, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
ArzneidrogeBei der Arzneidroge handelt es sich um die getrockneten Kokablätter (Cocae folium).
Kokablätter mit Kokain, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
InhaltsstoffeDie Blätter enthalten das Tropanalkaloid Kokain und verwandte Alkaloide. Weitere Inhaltsstoffe sind ätherisches Öl mit Methylsalicylat, Mineralstoffe und Vitamine.
Kokain wurde erstmals im Jahr 1860 vom deutschen Chemiker Albert Niemann isoliert, der ihm seinen Namen verlieh. Der lokalanästhetische Effekt wurde im Jahr 1884 entdeckt. Der Wiener Augenarzt Carl Koller führte die erste Augenoperation mit dem Lokalanästhetikum durch. Ausgehend von Kokain wurden weitere Lokalanästhetika entwickelt.
WirkungenKokablätter haben leicht stimulierende Eigenschaften. Das traditionelle Kokakauen unterscheidet sich stark vom heutigen Kokainmissbrauch, weil beim Kauen deutlich weniger Kokain in den Körper gelangt. Das Kokain wird aus den Blättern auch auch langsamer freigesetzt.
AnwendungsgebieteKokablätter werden in Südamerika seit Jahrtausenden verwendet. Sie wurden unter anderem als Stimulans, als Stärkungsmittel und für medizinische Zwecke eingesetzt. Das Kokakauen hat jedoch auch vielfältige zeremonielle/rituelle, religiöse und soziale Funktionen. Kokablätter werden auch gegen die Höhenkrankheit verwendet.
MissbrauchDas Rauschmittel und Stimulans Kokain wird aus Kokablättern extrahiert. Illegal hergestelltes Kokain kann verunreinigt und gestreckt sein.
DosierungKokablätter werden traditionell zusammen mit einer basischen Substanz wie Kalk oder Asche im Mund zwischen die Wange und die Zähne gelegt. Sie werden auch gekaut oder als Tee (Mate de coca) zubereitet. Der Kalk hat einen Einfluss auf die Freisetzung der Alkaloide.
Unerwünschte WirkungenGemäss der Literatur ist ein moderater Konsum relativ gut verträglich. Problematisch ist es, wenn die Dosis erhöht wird oder der Konsum über einen längeren Zeitraum erfolgt. Dann sind unerwünschte Wirkungen und eine ausgeprägte Abhängigkeit möglich, wie sie vom Kokain bekannt sind.
siehe auch- Kokain
- Sigmund Freud und das Cocain: Wie die lokalanästhetische Wirkung des Kokains entdeckt wurde.
- Biondich A.S., Joslin J.D. Coca: High Altitude Remedy of the Ancient Incas. Wilderness Environ Med, 2015, 26(4), 567-71 Pubmed
- Casikar V. et al. Does chewing coca leaves influence physiology at high altitude? Indian J Clin Biochem, 2010, 25(3), 311-4 Pubmed
- Dagnino J. Coca leaf and local anesthesia. Anesthesiology, 2004, 100(5), 1322 Pubmed
- Lehr- und Handbücher der Phytotherapie
- Stolberg V.B. The use of coca: prehistory, history, and ethnography. J Ethn Subst Abuse, 2011, 10(2), 126-46 Pubmed
- Zapata-Ortiz V. The chewing of coca leaves in Peru. Int J Addict, 1970, 5(2), 287-94 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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