Filzläuse Indikationen Sexuell übertragbare ErkrankungenFilzläuse sind krabbenähnliche Insekten, die im Schamhaar des Menschen leben, Blut saugen und sich vermehren. Sie können auch an der übrigen Körperbehaarung vorkommen. Die Läuse werden bei engem körperlichen Kontakt vor allem beim Geschlechtsverkehr übertragen. Das Leitsymptom ist Juckreiz, zu den Komplikationen gehören Hauterkrankungen. Zur Behandlung ist in der Schweiz offiziell nur noch das Insektizid Malathion als Arzneimittel zugelassen.
synonym: Pthirus pubis, Phthirus pubis, Schamlaus, Filzlaus, Phthiriasis pubis, Phthiriasis palpebrarum
Symptome- Juckreiz
- Läuse und Nissen im Schamhaar
- Graue bis blaue Hautflecken (Maculae ceruleae, „taches bleues“) an den Einstichstellen
- Rotbraune Flecken auf der Unterwäsche
Die blutsaugende Filzlaus Pthirus pubis ist ein etwa 1 bis 2 mm langes, flügelloses Insekt mit 6 Beinen und grossen Fusskrallen am 2. und 3. Beinpaar. Im Unterschied zur länglichen Kopflaus ist sie etwa gleich lang wie breit und sieht krabbenähnlich aus. Sie kommt vor allem in der Schambehaarung vor, kann aber auch wandern und in andere Körperregionen verschleppt werden.
Sie findet sich auch in der Umgebung des Schamhaars, an den Beinen, auf der Brust, in den Achselhöhlen, im Bart, an den Wimpern (!), den Brauen oder im Kopfhaar. Das Weibchen legt ca. 25 Eier, die etwas oberhalb der Haut in der Eihülle an die Haare geklebt werden. Die Larven schlüpfen innert 6 bis 10 Tagen und werden während 10-17 Tagen geschlechtsreif. Ausserhalb des Körpers sterben die Läuse innert 1 bis 4 Tagen. Der wissenschaftliche Name der Filzlaus Pthirus pubis wurde von Linnaeus von phtheir abgeleitet, griechisch für Laus. Deshalb wird sie auch als Phthirus pubis bezeichnet.
ÜbertragungFilzläuse werden hauptsächlich beim direkten intimen Kontakt übertragen, vor allem beim Geschlechtsverkehr. Sie können nicht hüpfen, springen oder fliegen und kommen nicht auf Haustieren wie Hunden oder Katzen vor. Eine indirekte Übertragung über Gegenstände oder Kleidung ist ebenfalls möglich, aber weniger wahrscheinlich. Kondome schützen nicht wie bei vielen anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen vor einer Ansteckung.
KomplikationenDurch das Kratzen kann es zu sekundären Hauterkrankungen und -infektionen kommen. Aus Untersuchungen ist bekannt, dass Menschen mit Filzläusen häufiger auch an anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen leiden, wie zum Beispiel Syphilis, Gonorrhoe, HIV, Genitalherpes oder Trichomoniasis. Krätze kann ebenfalls gleichzeitig vorkommen. Soziale Stigmatisierung, Ekel- und Schamgefühle bei den Betroffenen. Filzläuse sind keine Überträger von Infektionskrankheiten wie zum Beispiel die Zecken oder Körperläuse.
Risikofaktoren- Geschlechtsverkehr, wechselnde Sexualpartner
- Häufiger in der kalten Jahreszeit
- Körperbehaarung
Im Schamhaar sind die Eier und Eihüllen, lebenden Läuse und die blauen Flecken auf der Haut von blossem Auge erkennbar. Da sie sehr klein sind, kann eine Lampe und ein Vergrösserungsglas zu Hilfe genommen werden. Der Nachweis erfolgt mikroskopisch und die Diagnose gilt als gesichert, wenn lebende Läuse oder lebensfähige Eier gefunden werden. Leere Eihüllen sind ein Indiz, aber kein eindeutiges Zeichen für einen aktiven Befall. Durch nasses Auskämmen lässt sich die Zuverlässigkeit der Diagnose verbessern.
Differentialdiagnose- Krätze (Scabies) kann mit einem Filzlausbefall verwechselt werden. Es handelt sich um eine parasitäre Hauterkrankung, die durch Grabmilben ausgelöst wird, die sich in die Haut eingraben, vermehren und allergische und ekzematöse Hautreaktionen hervorrufen. Vor allem in Bettwärme tritt ein hartnäckiger Juckreiz auf. Die im Vergleich zu den Läusen wesentlich kleineren Milben (0.3 mm) leben in Gängen unter der Haut und legen die Eier nicht an den Haaren ab.
- Körperläuse
- Kopfläuse kommen nur im Kopfhaar vor
- Weitere Hauterkrankungen, Ekzeme
- Das regelmässige nasse Auskämmen der Haare mit einem Nissenkamm (Lauskamm) entfernt die Läuse mechanisch.
- Eine Rasur der Haare ist wirksam, da die Läuse den Haarschaft benötigen, um ihre Eier abzulegen.
- Kindern können die Fingernägel kurz geschnitten werden, damit sie sich nicht kratzen können.
- Das Bettzeug, die Handtücher und Kleider sollen regelmässig gewechselt und bei mindestens 60°C gut gewaschen werden. Regelmässig staubsaugen. Nicht empfohlen wird die Verwendung von Insektiziden (Insektensprays) zur Umgebungsbehandlung.
- Bis zum Abschluss der erfolgreichen Therapie sollte auf Geschlechtsverkehr und engen körperlichen Kontakt verzichtet werden, um den Partner nicht anzustecken. Der Sexualpartner, von welchem die Läuse erworben wurden, sollte informiert und behandelt werden.
Hinweise zur medikamentösen Behandlung:
- Alle Körperpartien, an denen sich Läuse oder Eier befinden, sollen behandelt werden. Wichtig ist insbesondere auch die Umgebung der Schamregion (perianale Region, rektale Haare).
- Die Behandlung sollte nach 7 bis 10 Tagen wiederholt werden, um frisch geschlüpfte Larven abzutöten.
- Nicht medikamentöse Massnahmen wie das nasse Auskämmen mit einem Nissenkamm können den Erfolg der medikamentösen Therapie erhöhen.
- Malathion (Prioderm®, ausser Handel) war in der Schweiz für die Behandlung von Filzläusen zugelassen.
- Lindan (Jacutin® Gel, ausser Handel) war früher zugelassen, ist in der Schweiz und der EU aufgrund des Potentials für unerwünschte Wirkungen und ökologischer Bedenken nicht mehr im Handel. Es sollte nicht mehr verwendet werden. In Deutschland ist das Jacutin® Pedicul Fluid im Handel. Es enthält Dimeticon und nicht mehr Lindan.
Silikone:
- Dimeticon ist ein physikalisch wirksames Pedikulozid.
Pflanzliche Präparate:
- siehe unter Kopfläuse
- Cotrimoxazol ein Antibiotikum und wird manchmal gegen Läuse verschrieben, ist aber in dieser Indikation nicht zugelassen. Es wirkt möglicherweise durch Abtötung der Darmflora der Insekten. Aufgrund möglicher unerwünschter Wirkungen sollte es zurückhaltend in Ausnahmefällen oder gar nicht angewendet werden.
Läuse und Eier in den Wimpern (medizinisch: Phthiriasis palpebrarum) können mit einer Pinzette mechanisch entfernt oder mit einer Schere weggeschnitten werden. Zur medikamentösen Behandlung wird unter anderem Vaseline eingesetzt, um die Insekten zu ersticken. Sie wird dazu 2 mal täglich während 7-10 Tagen aufgetragen. Weitere Therapiemöglichkeiten sind in der Literatur beschrieben.
siehe auchKopfläuse, Krätze, Flöhe, Juckreiz, Permethrin
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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