Schneeblindheit IndikationenEine Schneeblindheit wird von einer übermässigen UV-Bestrahlung der Hornhaut des Auges verursacht. Mögliche Auslöser sind zum Beispiel Gletscherwandern, Schweissen oder Sonnenbaden ohne geeignete Schutzbrille. Die Erkrankung äussert sich verzögert nach einigen Stunden in sehr starken beidseitigen Augenschmerzen, Tränen, Bindehautrötung und einem Lidkrampf. Meist lassen die Beschwerden bereits nach 24-48 Stunden wieder nach. Die Behandlung erfolgt in ärztlicher Betreuung.
synonym: Keratitis photoelectrica, Keratokonjunktivitis photoelectrica, Photokeratitis, Photokonjunctivitis, Verblitzung, Schweissblende, Ophtalmia electrica
SymptomeEine Schneeblindheit tritt verzögert innert zirka 3 bis 12 Stunden nach der Exposition mit UV-Strahlung auf, also häufig erst nachmittags, abends oder nachts. Sie äussert sich in den folgenden Symptomen:
- Unerträgliche Schmerzen an beiden Augen
- Fremdkörpergefühl, „Sand in den Augen“
- Tränenträufeln
- Bindehautentzündung und -rötung, Bindehautschwellung
- Hornhautentzündung
- Lidkrampf, d.h. zwanghaftes Schliessen der Augen durch eine erhöhte Lichtempfindlichkeit
- Leichte Sehstörungen können auftreten und ein gleichzeitiger Sonnenbrand der Haut wird manchmal beobachtet.
Der Begriff Schnee„blindheit“ bezeichnet somit keine echte Blindheit oder eine Schädigung der Netzhaut, sondern bezieht sich auf die Lider, die vorübergehend nicht mehr geöffnet werden können.
UrsachenDie Erkrankung wird von UV-B-Strahlung verursacht, die zu einem Sonnenbrand der Horn- und Bindehaut (Photoconjunctivitis und -keratitis) mit schmerzhaften, kleinen Epithelverletzungen, einer Lockerung des Epithels der Hornhaut und dem Absterben von Epithelzellen führen. Freiliegende Nervenendigungen sind verantwortlich für die extremen Schmerzen. Zu den möglichen Auslösern gehört zum Beispiel der Aufenthalt im Schnee oder am Badestrand ohne Sonnenbrille und das Schweissen ohne Schutzbrille. Schnee, Sand und Wasser reflektieren die UV-Strahlung und führen so zu einer zusätzlichen indirekten Bestrahlung.
KomplikationenIn schweren Fällen ist eine Abschuppung des Epithels mit einer verzögerten Abheilung möglich. Auch Superinfektionen, eine Erblindung und weitere okuläre Komplikationen können auftreten.
DiagnoseDie Diagnose erfolgt in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte und der Augenuntersuchung. Ähnliche Beschwerden werden zum Beispiel von einem akuten Glaukomanfall oder von Fremdkörpern im Auge ausgelöst. Weitere mögliche Augenerkrankungen müssen in ärztlicher Behandlung ausgeschlossen werden.
VorbeugungGute Sonnen- oder Schutzbrille tragen! Beim Schweissen nicht zuschauen und auch nicht in reflektierende Oberflächen blicken. Eine wiederholte Schädigung soll vermieden werden.
BehandlungDie Behandlung erfolgt vorzugsweise in augenärztlicher Betreuung. Im Vordergrund steht die Schmerzbehandlung, die Vermeidung einer weiteren UV-Exposition und die Vorbeugung von Superinfektionen. Die Angaben sind uneinheitlich. Die folgenden medikamentösen Massnahmen werden in der Literatur erwähnt:
- Einmalig Lokalanästhetika-Augentropfen, z.B. Oxybuprocain-Augentropfen zur Schmerzlinderung bei der Diagnose und zur Beruhigung des Patienten. Lokalanästhetika sollen den Patienten - trotz der guten Wirksamkeit - nicht abgegeben werden, da die wiederholte Anwendung schnell zu einer Schädigung des Hornhautepithels führt (!) Bereits eine einmalige Anwendung bewirkt kleine Epithelläsionen.
- Desinfizierende Augensalbe oder Antibiotika-Augensalbe zur Vorbeugung einer Superinfektion und zum Schutz der Hornhaut.
- Evtl. Dexpanthenol-Augensalbe zur Regenerationsförderung
- Entzündungshemmende und schmerzlindernde NSAR-Augentropfen, z.B. Diclofenac-Augentropfen oder Indometacin
- Schmerzmittel zur Schmerzlinderung, z.B. orales Ibuprofen oder Paracetamol
Auch kühle Auflagen können zu einer Schmerzerleichterung beitragen. Eine weitere Lichtexposition ist zu vermeiden. Dazu wird ein beidseitiger Augenverband angelegt. Empfohlen wird auch Bettruhe in einem abgedunkelten Raum oder das Tragen einer guten Sonnenbrille. Kontaktlinsen müssen entfernt und die Augen sollen nicht gerieben werden. Aufgrund der guten Regeneration der Hornhaut heilt die Schneeblindheit in der Regel schnell innert zirka 24 bis 48 Stunden ab.
siehe auchOxybuprocain-Augentropfen, NSAR-Augentropfen
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