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Amitraz Arzneimittelgruppen Tierarzneimittel Amidine

Amitraz ist ein insektizider und akarizider Wirkstoff aus der Gruppe der Amidine. Er wird vorwiegend in Form eines Halsbands zur Vorbeugung und Behandlung eines Zeckenbefalls bei Hunden eingesetzt. Bei Rindern, Kühen, Schweinen, Schafen und Ziegen wird Amitraz als Sprüh- oder Badelösung zur Behandlung und Vorbeugung eines Befalls mit Milben, Läusen, Fliegen und Zecken verwendet. Amitraz darf bei bestimmten Tierarten und -rassen wie Pferden und Chihuahuas nicht angewandt werden. Unerwünschte Wirkungen resultieren aus der α2-agonistischen und schwach antiserotoninergen Wirkung von Amitraz auf Warmblüter. Dazu gehören unter anderem Dämpfung, tiefer Puls, Unterkühlung, Appetitlosigkeit und Erbrechen. Amitraz darf nicht zusammen mit anderen Insektiziden, Akariziden oder α2-Agonisten verwendet werden. Bei einer Überdosierung kann Atipamezol als Antidot eingesetzt werden.

synonym: Amitrazum

Produkte

Amitraz ist in Form eines Halsbandes für Hunde (Preventic®) und als Sprüh-/Badelösung oder Emulsion (Taktic®) erhältlich. Es ist in der Schweiz ausschliesslich als Tierarzneimittel im Handel und seit dem Jahr 1992 zugelassen.

Struktur und Eigenschaften

Amitraz (C19H23N3, Mr = 293.4 g/mol) ist ein Formamidinderivat und gehört zur Gruppe der Benzamidine. Es liegt als kristalline Substanz vor und weist eine weisse bis gelbliche Farbe auf. Da es in Wasser nicht stabil ist, können wässrige Suspensionen bei längerer Lagerung zerfallen und toxisch werden.

Wirkungen

Amitraz (ATCvet QP53AD01 ) ist insektizid und akarizid. Es ist gegen Ektoparasiten wirksam, unter anderem gegen Milben (insbesondere Demodex canis), Läuse, Fliegen sowie alle Entwicklungstadien der Zecken. Gegen Flöhe wirkt Amitraz nur in Kombination mit anderen Wirkstoffen.

Wirkmechanismus

Amitraz ist ein Antagonist an den Oktopaminrezeptoren im Nervensystem der Parasiten. Die Wirkung beruht auf der Blockade dieser Rezeptoren und führt so durch Übererregung, Lähmungen und Unterbrechen der Blutmahlzeit zum Tod. Bei Warmblütern hat es eine agonistische Wirkung an den α2-Adrenorezeptoren und wirkt ausserdem noch schwach antiserotoninerg. Darauf beruhen auch die möglichen unerwünschten Wirkungen. Über Resistenzen wurde berichtet.

Indikationen

Amitraz ist bei Hunden zur Vorbeugung und Behandlung eines Zeckenbefalls zugelassen. Bei Rindern, Kühen, Schweinen, Schafen und Ziegen wird es zur Behandlung und Vorbeugung eines Befalls mit Milben, Läusen, Fliegen und Zecken verwendet. Es wird äusserlich angewandt. In anderen Ländern wird Amitraz in Form einer Emulsion häufig zur Behandlung der Demodikose beim Hund (und auch bei der Katze) eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen übermässigen Befall mit Haarbalgmilben.Dosierung

Gemäss der Fachinformation. Amitraz zeigt eine dosisabhängige Wirkung. Bei Hunden wird Amitraz in Form eines Halsbandes verwendet. Dieses kann entweder nur während der Zeckenzeit vom Winter- bis Herbstende getragen werden oder vorbeugend das ganze Jahr.

Rinder und Schweine werden mit einer frisch hergestellten Sprühlösung solange eingesprüht, bis sie am ganzen Körper tropfnass sind. Bei Schafen und Ziegen eignet sich eine Badebehandlung mit einer dafür frisch hergestellten Badelösung. Die Tiere sollten 30 Sekunden in der Badelösung bleiben und mindestens einmal mit dem Kopf getaucht werden. Der Anwender muss während der Sprüh- oder Badebehandlung mit Amitraz wasserdichte Schutzkleidung, Handschuhe sowie eine Schutzmaske tragen.

Kontraindikationen

Amitraz ist bei Überempfindlichkeit, Pferden, Katzen und Chihuahuas kontraindiziert. Das Hundehalsband darf nicht bei kranken, trächtigen oder laktierenden Hunden angewandt werden. Durstige, erschöpfte und kranke Tieren sollten von einer Behandlung mit der Sprüh- bzw. Badelösung ausgeschlossen sein. Amitraz ist ein Fischgift und darf daher nicht in Gewässer gelangen. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Amitraz sollte nicht zusammen mit anderen Insektiziden, Akariziden oder α2-Agonisten angewandt werden.

Unerwünschte Wirkungen

Die unerwünschten Wirkungen resultieren aus der α2-agonistischen und schwach antiserotoninergen Wirkung von Amitraz auf Warmblüter. Dazu gehören unter anderem Dämpfung, Lethargie, tiefer Blutdruck, tiefer Puls, Unterkühlung, Appetitlosigkeit, Erbrechen, erhöhter Blutzucker, häufiges Wasserlassen und Verdauungsbeschwerden. Aufgrund des Auftretens des erhöhten Blutzuckers und und des häufigen Wasserlassens besteht die Gefahr einer Verwechslung mit Diabetes.

Bei Hunden können nach dem Anlegen des Halsbandes Reizungen der Haut und der Schleimhaut in Form von Juckreiz, Ekzemen, Haarausfall, Pustelbildung aber auch Unruhe, Bindehautentzündung und Allergien auftreten.

Im Fall einer Überdosis kann Atipamezol als Antidot verabreicht werden. Dabei handelt es sich um einen α2-Antagonisten.

siehe auch

Insektizide, Akarizide, Atipamezol

LiteraturAutorin

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Die Autorin (IE) hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Review: AV

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 14.6.2012 geändert.
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