Schweinebandwurm (Taenia solium)




synonym: Taeniasis, Zystizerkose, Taenia solium
Definitionen- Taeniasis: Schweine- oder Rinderbandwurm-Infektion
- Zystizerkose: Entwicklung von Schweinebandwurmlarven im menschlichen Körper
- Finne bzw. Zystizerke: Larvenform der Bandwürmer
- Häufig symptomlos
- Gastrointestinale Beschwerden, z.B. Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust, Wühlendes Gefühl im Bereich des Nabels, abwechselnd Verstopfung und Durchfall, Bauchkrämpfe
- Juckreiz im Analbereich
- Müdigkeit und Schwäche
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Inkubationszeit: 4-10 Wochen
- Nach 2-3 Monaten Entwicklung sind die Larven infektiös
- Schweinebandwurm (Taenia solium)
Übertragung
- Perorale Aufnahme von Wurmeiern durch kontaminierten Kot (Schmierinfektion)
verunreinigte Lebensmittel (z.B. Verzehr von rohem oder nicht tiefgefrorenem Schweinefleisch) oder Trinkwasser
- Problem: unkontrollierte Verbreitung menschlicher Fäkalien, z.B. an Fernstrassen, Bahndämmen etc.; ungenügende Abwasserklärung (durch Überschwemmungen werden die Wurmeier oder –larven auf Wiesen und Weiden verteilt)
Kontakt mit infizierten Menschen oder Tieren:
1. Entwicklung der Eier zu Larven im Darm des Zwischenwirts (Schwein)
2. Durchbohrung der Darmwand und Transmission in die Muskulatur (v.a. gut durchblutete Muskeln)
3. Übertragung der Finnen durch den Konsum von kontaminiertem Fleisch auf den Menschen (Endwirt)
4. Entwicklung der Larven im menschlichen Darm zum Bandwurm
5. Ausscheidung von Bandwurmeiern über den Kot
6. Aufnahme der Wurmeier von Schweinen durch kontaminiertes Gemüse
Der Mensch kann sich aber auch direkt mit Wurmeiern infizieren, d.h. er dient als Zwischen- anstatt als Endwirt. Die Wurmeier entwickeln sich anschliessend im Menschen zu Larven und werden in den Organen abgelagert (Zystizerkose).
Epidemiologie- Schweinebandwurm-Infektionen sind in der Schweiz viel seltener als solche mit Rinderbandwurm
- Der Schweinebandwurm ist vor allem in Zentral- und Südamerika verbreitet
- Blinddarmentzündung
- Ileus (Darmverschluss)
- Entzündung der Gallenblase
- Entzündung des Pankreas
- Bei hämatogener Infektion: Verstopfung der Blutgefässe durch den Parasit
Embolie
- Bei Ablagerung von Larven in den Organen (Zystizerkose): Störungen des ZNS, Epilepsie, Befall des Auges (Sehstörungen), der Haut, des Herzens oder der Skelettmuskulatur (Muskelschmerzen)
Ablagerungen im Gehirn können zu einer lebensbedrohlichen Situation führen MeningoenzephalitisRisikofaktoren
- Verzehr von rohem Fleisch und Gemüse
- Schlechte hygienische Bedingungen
Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis von Proglottiden (können sich Bewegen) oder Eiern im Stuhl. Bei einer Zystizerkose ist zudem ein Antikörpernachweis möglich.
Die Differenzierung zwischen einer Infektion durch Schweine- bzw. Rinderbandwurm erfolgt morphologisch durch eine mikroskopische Untersuchung
Die Eigenbeweglichkeit der Proglottiden führt oft zu Fehldiagnosen, da sie fälschlicherweise als eigenständige Würmer angesehen werden.
DifferentialdiagnoseMagen-, Darm und Gallenwegserkrankungen
Nicht-medikamentöse TherapieBei Zystizerkose: Operative Entfernung der Zysten
Medikamentöse Therapie- Albendazol (Zentel®)
- Mebendazol (Vermox®)
- Paromomycin (Humatin®)
- Auf Hygiene achten
- Zusammenarbeit zwischen Arzt, Tierarzt und Landwirt
- Nach Gartenarbeiten bzw. Kontakt mit Erde Hände gut waschen
- Fleisch gut kochen oder tiefgefrieren
- Untersuchung der Schlachttiere auf Finnen
- Wurmeier sind gegenüber Alkohol und anderen Desinfektionsmitteln resistent und können sehr lange infektiös bleiben.
- BAG
- Richtlinien zur Bekämpfung übertragbarer Krankheiten. Bundesamt für Gesundheit Abteilung Epidemiologie und Infektionskrankheiten, 1996
- Infektionsnetz Österreich: http://www.infektionsnetz.at
- http://www.bfr.bund.de/cd/513
- Markwalder K. Therapie parasitärer Infektionen: Teil 1. Schweiz Med Forum, 2004, 4, 785-791
- Gross U. Kurzlehrbuch medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 2006