Povidon-Iod Arzneimittelgruppen DesinfektionsmittelPovidon-Iod ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Desinfektionsmittel, der für die topische Vorbeugung und Behandlung von Infektionskrankheiten verwendet wird. Das in den Arzneimitteln enthaltene elementare Iod hat antiseptische Eigenschaften gegen Bakterien, Pilze, Viren und einige Protozoen. Povidon-Iod wird unter anderem als Salbe, Lösung und Seife verabreicht. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale und allergische Reaktionen. Eine längerfristige und hochdosierte Anwendung kann zu systemischen Nebenwirkungen wie einer Störung der Schilddrüsenfunktion führen.
synonym: Povidonum iodinatum PhEur, Betadine®, Povidone iodine, Iodpovidon, PVP-I, Polyvidon-Iod
ProduktePovidon-Iod ist unter anderem als Salbe, Lösung, Gurgelmittel, Salbengaze und Seife im Handel (Betadine®, Generika). Es wurde in den 1950er-Jahren entwickelt und ist in der Schweiz seit dem Jahr 1969 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenPovidon-Iod ist ein Komplex aus → Povidon und → Iod. Es hat einen Gehalt an 9.0 bis 12.0 % verfügbarem Iod, bezogen auf die getrocknete Substanz. Povidon-Iod liegt als gelblich braunes bis rötlich braunes, amorphes Pulver vor, das in Wasser löslich ist. Die mittlere Molekülmasse von Povidon beträgt etwa 40 kDa.
Povidon-Iod-Lösung, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
WirkungenPovidon-Iod (ATC D08AG02 ) hat antimikrobielle Eigenschaften gegen Bakterien, Pilze, Viren, einige Protozoen und bei längerer Einwirkungsdauer zusätzlich gegen Sporen. Die Effekte beruhen auf den oxidierenden und halogenierenden (iodierenden) Wirkungen von elementarem Iod.
Eine Entfärbung der Arzneimittel deutet auf einen Wirkungsverlust hin. Povidon-Iod hat zusätzlich auch entzündungshemmende Eigenschaften. Resistenzen werden nicht beobachtet. Im Unterschied zur Iodtinktur wird das Iod langsamer freigesetzt, die Effekte halten länger an und Povidon-Iod verursacht weniger Nebenwirkungen. Das Povidon verlängert also die Wirkdauer und erhöht die Verträglichkeit.
IndikationenAls Desinfektionsmittel zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionen. Povidon-Iod wird insbesondere auf der Haut und auf Schleimhäuten angewandt.
DosierungGemäss der Fach- und Patienteninformation. Die Anwendung ist vom Produkt abhängig. Einige Arzneimittel können direkt verwendet werden, andere müssen vorgängig verdünnt werden.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Hyperthyreose oder andere manifeste Schilddrüsenerkrankungen
- Dermatitis herpetiformis Duhring
- Vor und nach einer Radio-Iod-Anwendung
- Neugeborene und Säuglinge unter 6 Monaten
- Anwendung des Gurgelkonzentrates bei Kindern unter 6 Jahren (Gefahr des Verschluckens)
- Schwangerschaft und Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenOrganisches Material wie Proteine und Eiter können zu einer Wirkungsabschwächung führen. Dasselbe gilt auch für andere Desinfektionsmittel wie beispielsweise Silbersulfadiazin, Wasserstoffperoxid und Taurolidin.
Eine grossflächige und längerfristige Anwendung bei Patienten mit einer Lithiumtherapie kann eine Hypothyreose auslösen.
Povidon-Iod soll nicht mit Quecksilber kombiniert werden, weil sich dabei das ätzende Quecksilberiodid bilden kann. Desinfektionsmittel mit Quecksilber werden heute allerdings kaum mehr angewandt.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören allergische Reaktionen und eine Kontaktdermatitis. Bei längerer Behandlung können Wundheilungsstörungen und lokale Beschwerden wie Schmerzen, ein Brennen und ein Wärmegefühl auftreten.
Bei einer zu langen und hochdosierten Anwendung sind weitere Nebenwirkungen möglich:
- Auswirkung auf die Schilddrüsenfunktion (Hyperthyreose, Hypothyreose)
- Gestörter Elektrolythaushalt
- Metabolische Azidose
- Akutes Nierenversagen
Die Arzneimittel sind aufgrund des enthaltenen Iods braun und können auf Textilien Flecken hinterlassen. Diese lassen sich üblicherweise mit Wasser und Seife entfernen, weil Povidon-Iod wasserlöslich ist. In der Fachinformation wird auch Salmiak empfohlen. Dies ist aus unserer Sicht nicht sinnvoll, weil dabei theoretisch der explosive Iodstickstoff entstehen könnte.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Bigliardi P.L. et al. Povidone iodine in wound healing: A review of current concepts and practices. Int J Surg, 2017 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Fleischer W, Reimer K. Povidone-iodine in antisepsis - state of the art. Dermatology, 1997, 195 Suppl 2, 3-9 Pubmed
- Flynn J. Povidone-iodine as a topical antiseptic for treating and preventing wound infection: a literature review. Br J Community Nurs, 2003, 8(6 Suppl), S36-42 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.