Nagelpilz Indikationen Hautpilzinfektionen Nagelpilz ist eine weit verbreitete Erkrankung der Zehen- und/oder der Fingernägel. Bei der häufigsten Form wird der Nagel der Zehe vorne und seitlich unter dem Nagel infiziert und weiss bis gelbbraun verdickt. Nagelpilz ist hartnäckig, verschwindet in der Regel nicht von selbst und kann sich auf weitere Nägel ausbreiten. Als eine der wirksamsten Behandlungen gilt die Einnahme von Terbinafin. Als Alternative zur Einnahme stehen eine Reihe äusserlich anzuwendender Arzneimittel zur Verfügung, die wirksam sein können und deren Anwendung allenfalls zu lokalen unerwünschten Wirkungen führt. Ein unzureichendes Ansprechen oder Therapieversagen wird allerdings oft beobachtet.
synonym: Onychomykose, Onychomykosis, Nagelmykose, Tinea unguium
SymptomeEin Nagelpilz äussert sich in einer weissen bis gelbbraunen Verfärbung des Nagels, einer Verdickung, Aufweichung und Verformung. Die häufigste Form des Nagelpilzes ist die sogenannte distal-laterale subunguale Onychomykose, die oft am grossen Zeh auftritt. Dabei wächst der Pilz am äusseren Ende und seitlich an den Nagelrändern im Nagelbett ein.
Bei einer selteneren Form wird nur die Oberfläche des Nagels infiziert. Kalkweisses Material lässt sich vom Nagel abkratzen. Die sogenannte proximale subunguale Onychomykose, also ein Pilz im Nagelbett an der Nagelbasis, ist bei immungeschwächten Menschen häufig. Nagelpilz beginnt meist lokal an einem Zehennagel. Er kann sich weiter ausbreiten und auch die Fingernägel betreffen.
Nagelpilz ist in erster Linie ein kosmetisches und psychosoziales Problem. Es kann zu Schamgefühlen führen und die Betroffenen fürchten, den Pilz weiter zu verbreiten. Durch die Verdickung des Nagels kann sich allerdings die umliegende Haut entzünden und in Ruhe, beim Gehen oder in Bewegung schmerzen.
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Ursachen und ÜbertragungEs handelt sich um eine Pilzinfektion des Nagelapparats, die meistens von Dermatophyten wie Trichophyton rubrum oder Trichophyton interdigitale ausgelöst wird. Nagelpilz der Fingernägel wird häufiger von Candida verursacht und ist seltener als Nagelpilz der Zehen, wahrscheinlich aufgrund des schnelleren Wachstums der Fingernägel. Zehennägel wachsen etwa 1 mm pro Monat, Fingernägel zwei- bis dreimal schneller. Da der Nagel bei der Behandlung herauswachsen muss, ist deshalb eine lange Therapiedauer erforderlich.
Nagelpilz ist ansteckend. Die Übertragung erfolgt zum Beispiel in der Schule, in der Familie, bei der Maniküre oder im Schwimmbad. In Schwimmbädern sind die Pilze sehr häufig und lassen sich nur schwer mit Desinfektionsmitteln entfernen, weil sie in Keratinpartikel eingeschlossen sind.
DiagnoseEin Stück Nagel wird in ärztlicher Behandlung mit dem Mikroskop, in Kultur oder mit anderen Labormethoden untersucht. Eine medikamentöse Behandlung soll nicht ohne Diagnose eingeleitet werden, weil sie teuer und aufwändig ist und andere Erkranungen ein ähnliches klinisches Bild zeigen. Weitere Erkrankungen wie Hauterkrankungen (z.B. Nagelpsoriasis), Verletzungen und andere Infektionskrankheiten können mit dem Nagelpilz verwechselt werden.
Nicht medikamentöse BehandlungDer Nagel kann mit chirurgischen oder chemischen Methoden ganz oder teilweise entfernt werden. Eine kosmetische Überdeckung ist ebenfalls möglich. Durch das Abfeilen oder Zuschneiden wird der Druckschmerz reduziert und möglicherweise das Eindringen äusserlich angewandter Arzneimittel verbessert. Weitere Beratungstipps:
- Nagelverdickungen regelmässig zurückschneiden oder -feilen.
- Die Hilfe einer Podologin in Anspruch nehmen.
- Die Füsse atmen lassen, kühl und trocken halten, luftdurchlässige Schuhe tragen.
- Die Schuhe sollen vorne nicht eng sein, da sonst bei verdickten Nägeln Irritationen und Verletzungen auftreten können.
- Täglich frische Socken aus Naturfaser anziehen.
- Die Schuhe mit speziellen Mitteln behandeln.
Zur medikamentösen Behandlung werden innerlich oder äusserlich gegen Pilze wirksame Arzneimittel eingesetzt. Auch eine Kombination innerlich und äusserlich angewendeter Mittel ist möglich. Nagelpilz ist hartnäckig, kehrt oft zurück und die Behandlung nimmt mehrere Monate in Anspruch. Ein Therapieversagen wird häufig beobachtet.
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Innerliche BehandlungDie innerliche Behandlung ist in den meisten Fällen wirksamer als die äusserliche und mehr Patienten können vom Pilz befreit werden. Allerdings sind mehr unerwünschte Wirkungen möglich und die Arzneimittel-Wechselwirkungen der Antimykotika müssen beachtet werden.
Terbinafin (Lamisil®, Generika) ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Antimykotika, der Pilze im Wachstum hemmt und abtötet. Es verteilt sich gut in Haut und Nägeln und wird in Form von Tabletten zur Behandlung von Nagelpilz verwendet. Die Behandlungsdauer beträgt für Fingernägel 6 Wochen und für Fussnägel 3 Monate. Terbinafin gilt als wirksamstes Mittel gegen Nagelpilz. Nachteilig sind jedoch mögliche systemische unerwünschte Wirkungen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Verdauungsbeschwerden, Hautausschlag, Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Geschmacks- und Geruchsstörungen. → siehe unter Terbinafin gegen Nagelpilz
Itraconazol ist eine Alternative zu Terbinafin, besonders bei Hefe- oder Schimmelpilzinfektionen und in der Schweiz für dieses Anwendungsgebiet zugelassen. Es ist etwas weniger gut wirksam als Terbinafin und wird als kontinuierliche Therapie oder als Pulstherapie verabreicht.
Andere orale Antimykotika werden seltener verwendet. Fluconazol ist schlechter wirksam als Itraconazol und in der Schweiz für diese Indikation nicht zugelassen. Griseofulvin ist in der Schweiz nicht mehr im Handel.
Äusserliche BehandlungAuftragen eines Nagellacks mit einem Pinsel, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Die äusserliche Behandlung ist im Allgemeinen weniger gut wirksam als die innerliche. Es wird eine längere Behandlungsdauer benötigt und nicht alle Patienten können vom Pilz befreit werden. Sie ist eine Ergänzung oder eine Alternative, z.B. bei leichten bis mittelschwerem und vor allem bei oberflächlichem Befall und zu Beginn der Erkrankung. Ein deutlicher Vorteil ist das sehr deutlich geringere Risiko für unerwünschte Wirkungen.
- Amorolfin (Curanel®, Loceryl®, Generika). Anwendung: 1-2 mal pro Woche Nagel entfetten und Lack auftragen. Längerfristige Therapie, 4 bis 6 Monate bis 1 Jahr. → siehe unter Amorolfin gegen Nagelpilz
- Ciclopirox (Ciclopoli® Nagellack, 8%) → siehe unter Ciclopirox gegen Nagelpilz
- Miconazol war als Tinktur im Handel (Daktarin®). Die Tinktur wird nicht mehr vertrieben → siehe unter Miconazol gegen Nagelpilz
- Efinaconazol (Jublia®, USA) wird in Form einer Lösung einmal täglich während 48 Wochen aufgetragen.
- Bifonazol ist in Deutschland in Kombination mit dem Keratolytikum Harnstoff im Handel. In der Schweiz ist diese Kombination nicht erhältlich, kann aber importiert werden. → siehe unter Bifonazol-Harnstoff-Salbe bei Nagelpilz
- Terbinafin könnte im Prinzip auch lokal aufgetragen werden, ist für diese Indikation in der Schweiz nicht zugelassen und es ist kein Lack im Handel.
- Tavaborol hemmt die Proteinsynthese der Pilze.
- Harnstoff in Form einer Harnstoffsalbe 40 % zur Auflösung der befallenen Nägel. Der Harnstoff wird nur auf die betroffenen Nagelstellen aufgetragen, die mit der Zeit entfernt werden können → siehe unter Harnstoffsalbe
- Die Kaliumiodid-Salbe 50 % wird in der Literatur erwähnt, ist heute aber weniger gebräuchlich.
Nagelpilz-Stifte:
- Im Handel sind verschiedene Nagelpilz-Stifte erhältlich, die als Medizinprodukte freigegeben sind. Sie enthalten Säuren und ätherische Öle. Säuren wie Essigsäure oder Milchsäure führen zu einem sauren Milieu im Nagel und sollen so das Wachstum des Pilzes hemmen.
- Povidon-Iod ist fungizid und ist im Handel als Tinktur erhältlich, die mit einem Pinsel aufgetragen werden kann. Zur Wirksamkeit liegen uns keine Daten vor. Es ist bei Hautpilz, aber nicht explizit bei Nagelpilz zugelassen.
Weitere Methoden:
- Nagelpilz ist wie bereits erwähnt oft schwer zu behandeln und hartnäckig. Deshalb werden von den Patientinnen und Patienten auch verschiedene Substanzen ausprobiert, die gegen Pilze wirksam sind. Dazu gehören zum Beispiel Teebaumöl, die Dakin-Lösung (Natriumhypochlorit), die Vicks Vaporub Salbe, Propolis oder Wasserstoffperoxid. Wichtig bei einem solchen Versuchen ist, dass die Mittel lokal verträglich sind und keine unerwünschten Wirkungen auslösen. Klinische Studien liegen zum Teil vor.
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.