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Sigmund Freud und das Kokain Arzneimittelgruppen Lokalanästhetika Kokain

Die Entdeckung der lokalanästhetischen Wirkung von Kokain

Im Jahr 1884 entdeckte Carl Koller die lokalanästhetische Wirkung von Kokain für Operationen am Auge. Durch Einträufeln einer Kokain-Lösung wurde erstmals eine schmerzfreie Operation möglich, z.B. von Glaukomen.

Der Ophthalmologe Koller hatte zuvor mit seinem Kollegen Sigmund Freud am Wiener Allgemeinen Krankenhaus mit Kokain experimentiert und es dabei auch eingenommen. Kurz darauf entdeckte Koller die betäubende Wirkung von Kokain im Mund und erkannte sofort, dass es sich für die Operationen am Auge eignen könnte.

Er testete den Effekt der Kokainlösung u.a. am Auge von Meerschweinchen und an sich selbst und führte bald darauf die erste Operation unter Lokalanästhesie durch. Dabei wurde eine Kokainlösung verwendet.

Sigmund Freud hatte zuvor mit Kokain experimentiert. Das Alkaloid, das in den 50er-Jahren des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal rein dargestellt worden war, war zu dieser Zeit noch relativ unbekannt.

Niemann, ein Assistent von Friedrich Wöhler, dem Mitbegründer der organischen Chemie (Harnstoffsynthese aus Ammoniumcyanat), extrahierte in seiner Doktorarbeit Kokain aus Coca-Blättern (1860). Wenig später begann die Firma Merck mit der Extraktion von Kokain. Sie produzierte pro Jahr aber lediglich einige hundert Gramm. Einer der Abnehmer war Freud, der im Jahr 1884 die Publikation „Ueber Coca“ zum Thema schrieb, allerdings eine Arbeit von einer zweifelhaften wissenschaftlichen Qualität. Er gab 7 Empfehlungen für die Anwendung von Coca und Kokain, u.a. auch die Anwendung gegen Morphin-Abhängigkeit. Diese Idee mag aus heutiger Sicht absurd scheinen, weil dabei ein Suchtmittel gegen ein anderes ersetzt wird. Sie ist aber durchaus nicht so abwegig: das sedierende Morphin sollte mit dem stimulierenden Kokain antagonisiert werden. Freud nannte in seinem Artikel über Coca auch die lokalanästhetische Wirkung von Kokain.

Sowohl die Entdeckung Kollers als auch Freuds Publikation führten zu einer Popularisierung von Kokain und einer stark erhöhten Verwendung. Das Alkaloid wurde jetzt auch subkutan gespritzt, z.B. bei zahnärztlichen Behandlungen. Die Verwendung als Droge nahm zu, kurz nach der Jahrhundertwende wurde Kokain geschnupft – vorher hatte man es oral zu sich genommen oder injiziert. Merck produzierte mittlerweile Tonnen der Substanz.

Nach der Strukturaufklärung von Kokain wurde im Jahr 1905 durch Albert Einhorn Procain synthetisiert (Synonym Novocain, novus + -cain, „das neue Kokain“). Die Ähnlichkeit der chemischen Struktur ist deutlich erkennbar. Procain ist wie Kokain ein Lokalanästhetikum vom Estertyp, wirkt aber nicht vasokonstriktorisch. Wenn Procain ins Plasma gelangt, wird es schnell durch Esterasen hydrolysiert und ist deshalb relativ atoxisch.

Im Jahr 1943 wurde Lidocain, ein Lokalanästhetikum vom Amidtyp, synthetisiert.

Etwa zu selben Zeit, als Koller in Wien Kokain als Lokalanästhetikum entdeckte, erfand John Pemberton in Amerika den Softdrink Coca-Cola. Coca-Cola enthielt Extrakte aus Cocablättern und damit auch Kokain, wenn auch nur eine geringe Menge. Nach der Jahrhundertwende wurde der Extrakt mit Cocablättern hergestellt, denen das Kokain zuvor entzogen worden war. Das Getränk enthält auch heute noch einen Extrakt aus Cocablättern.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 8.4.2023 geändert.
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