Hartes Wasser WasserAls hartes Wasser wird Wasser mit einem hohen Mineraliengehalt bezeichnet. Zur Wasserhärte tragen insbesondere die zweiwertigen Kationen Calcium und Magnesium bei. Hartes Wasser gilt nicht als gesundheitsschädlich. Es kann im Gegenteil zur ausreichenden Versorgung mit den Mineralstoffen beitragen und möglicherweise Krankheiten vorbeugen. Allerdings stellt es ein Problem für den Haushalt dar, weil sich auf Oberflächen, Gegenständen, in Leitungen und elektrischen Geräten Ablagerungen bilden können. Hartes Wasser kann mit empfindlichen pharmazeutischen Wirkstoffen Komplexe bilden. Dadurch reduziert sich die Bioverfügbarkeit und die Wirksamkeit.
synonym: Wasserhärte, Hard water, Wasserhärtegrad
Struktur und EigenschaftenHartes Wasser ist Wasser mit einem hohen Mineraliengehalt, insbesondere mit Calcium- und Magnesiumionen. Wasser ist ein hervorragendes Lösungsmittel, das diese Stoffe zum Beispiel aus dem Gestein und dem Boden aufnimmt. Neben Calcium und Magnesium können auch andere Ionen wie beispielsweise Strontium, Barium und Zink in einem geringeren Ausmass an der Wasserhärte beteiligt sein. Bei allen handelt es sich um divalente Kationen, die wasserunlösliche Salze bilden können. Dazu gehören Carbonate wie Calciumcarbonat (Kalk), Sulfate wie Calciumsulfat (Gips), Chloride, Oxide und Hydroxide. Ablagerungen entstehen beim Verdunsten und Verdampfen des Wassers sowie durch eine Komplexbildung und Fällung.
Hartes Wasser kommt in der Schweiz hauptsächlich im Flachland vor, beispielsweise im Mittelland oder im Jura, wo Kalkstein mit Calcium häufig ist. In den Alpen und im Tessin ist das Wasser üblicherweise weicher. Das Gestein Dolomit enthält zusätzlich Magnesium.
Für die Bestimmung der Wasserhärte sind in Apotheken und Drogerien Teststäbchen erhältlich. Für die Quantifizierung werden in der Regel nur die Calcium- und Magnesiumkonzentrationen gemessen.
Auswirkungen auf die GesundheitHartes Wasser ist gemäss der Weltgesundheitsorganisation nicht schädlich. Es hat möglicherweise sogar positive Auswirkungen auf die Gesundheit, denn es fördert die Aufnahme von Calcium und Magnesium. Beide sind wichtige Mineralstoffe für den Organismus. Möglicherweise schützt hartes Wasser vor Herz-Kreislauf-Krankheiten, verbessert die Knochendichte und verhindert eine Verstopfung. Bei empfindlichen Menschen kann es allerdings Verdauungsstörungen wie einen Durchfall auslösen. So wird beispielsweise Magnesiumsulfat (Bittersalz) als Abführmittel verwendet.
InteraktionenDie Calcium- und Magnesiumionen können mit pharmazeutischen Wirkstoffen Komplexe bilden. Diese werden nicht absorbiert, sondern der Ausscheidung mit dem Stuhl zugeführt. Dadurch sinkt die Bioverfügbarkeit und die Wirkung wird abgeschwächt. Das gilt zum Beispiel für die Bisphosphonate und Antibiotika wie die Tetrazykline und Chinolone. Auch Mineralstoffe und Spurenelemente sowie Schilddrüsenhormone wie Levothyroxin können betroffen sein. Hartes Wasser hat einen schwachen negativen Einfluss auf die Aufnahme von Eisen in der Bevölkerung.
Mineralwasser ist keine Alternative, weil es ebenfalls reich an Mineralien ist.
Inkompatibilitäten mit Ionen im Wasser sind ein wichtiger Grund, weshalb in der Pharmazie für die Zubereitung von Arzneimitteln mit entmineralisiertem Wasser gearbeitet wird.
Hartes Wasser im HaushaltHartes Wasser kann im Alltag und für Unternehmen problematisch sein. Es verhindert das Schäumen von Seifen und erschwert so das Duschen. Beim Waschen wird mehr Waschmittel benötigt. Die Mineralien bilden zusammen mit den Seifen Ablagerungen, die auf der Haut, auf Kleidern und Oberflächen einen Film bilden. Denn Calcium und Magnesium sind mit klassischen Seifen inkompatibel.
Präzipitierte Salze wie Calciumcarbonat lagern sich in Wasserleitungen, auf Besteck, Gläsern, an Duschköpfen, in Wasserkochern und Oberflächen ab und verunreinigen sie dadurch. Die Ablagerungen können längerfristig Geräte wie beispielsweise Kaffeemaschinen oder Waschmaschinen beschädigen. Im Bügeleisen entstehen durch das Verdampfen des Wassers ebenfalls Ablagerungen.
Hartes Wasser kann auch beim Kochen einen negativen Einfluss ausüben. So bilden die Ionen zum Beispiel Komplexe mit Inhaltsstoffen von Schwarztee und anderen Tees, was zu einer unerwünschten Trübung und Fällung führt und den Geschmack und die Wirkungen beeinträchtigt. Tees sollten aus unserer Sicht nicht mit hartem Wasser zubereitet werden.
Tipps gegen hartes Wasser und Ablagerungen- Verwendung eines Wasserfilters (Wasserenthärter).
- Installation einer Wasserenthärtungsanlage im Haushalt.
- Stehendes Wasser und eine Verdunstung vermeiden.
- Kalk lässt sich mit verschiedenen Säuren auflösen, z.B. mit Essig oder Zitronensäure. Sie sind auch in Reinigungsmitteln enthalten. Säuren sind allerdings aggressiv und greifen Materialien wie Metalle an.
- Geräte und Anlagen regelmässig entkalken und warten.
Wasser, Calcium, Magnesium, Säuren, Mineralwasser
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Decundo J.M. Impact of water hardness on oxytetracycline oral bioavailability in fed and fasted piglets. Vet Med Sci, 2019, 5(4), 517-525 Pubmed
- Fachliteratur
- Itoh A. et al. Interaction between Bisphosphonates and Mineral Water: Study of Oral Risedronate Absorption in Rats. Biol Pharm Bull, 2016, 39(3), 323-8 Pubmed
- Sengupta P. Potential health impacts of hard water. Int J Prev Med, 2013, 4(8), 866-75 Pubmed
- World Health Organization (WHO)
- Catling L.A. et al. A systematic review of analytical observational studies investigating the association between cardiovascular disease and drinking water hardness. J Water Health, 2008, 6(4), 433-42 Pubmed
- Rigas A.S. Calcium in drinking water: effect on iron stores in Danish blood donors-results from the Danish Blood Donor Study. Transfusion, 2018, 58(6), 1468-1473 Pubmed
- Sengupta P. Potential health impacts of hard water. Int J Prev Med, 2013, 4(8), 866-75 Pubmed
- Sumano L.H. et al. Influence of hard water on the bioavailability of enrofloxacin in broilers. Poult Sci, 2004, 83(5), 726-31 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
PharmaWiki mit Google durchsuchen.