Vitamin A Arzneimittelgruppen VitamineVitamin A ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der fettlöslichen Vitamine. Es handelt sich um eine Sammelbezeichnung für mehrere strukturell ähnliche Substanzen, zu denen zum Beispiel Retinol und seine Ester gehören. Betacarotin ist ein Provitamin, das im Körper zu Vitamin A umgewandelt wird. Vitamin A spielt unter anderem beim Sehprozess, beim Zellwachstum, der Zelldifferenzierung und bei der Fortpflanzung eine wichtige Rolle. Es wird für die Vorbeugung und Behandlung eines Vitaminmangels, für eine ausreichende Versorgung und für die Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt. Es muss beachtet werden, dass Vitamin A in höheren Dosen fruchtschädigend (teratogen) ist und bei einer Überdosierung Nebenwirkungen auftreten.
synonym: Vitaminum A PhEur, Retinol, Retinal, Retinsäure, Retinolpalmitat
ProdukteVitamin A ist unter anderem in Form von Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln, Lebensmitteln und Kosmetika im Handel. Zu den Darreichungsformen gehören zum Beispiel Kapseln, Tabletten, Brausetabletten, Sirupe und Augensalben.
Struktur und EigenschaftenVitamin A gehört zu den fettlöslichen Vitaminen und ist in Wasser praktisch unlöslich. Als Vitamin A wird eine Reihe von Stoffen sehr ähnlicher isoprenoider Struktur bezeichnet, die in tierischen Geweben vorkommen. Der wichtigste und biologisch aktivste Stoff ist das all-(E)-Retinol, ein primärer Alkohol. Retinol kann zum entsprechenden Aldehyd Retinal und zur Carbonsäure Retinsäure oxidiert werden (hier alle all-trans dargestellt):
Vitamin A wird oft in Form von Retinylestern verwendet, zum Beispiel als Retinolpalmitat, das in vielen Arzneimitteln enthalten ist. Vitamin A ist sehr empfindlich gegenüber Luft, oxidierenden Substanzen, Säuren, Licht und Wärme.
Vitamin A kommt zum Beispiel in Leber (hohe Konzentration!), Leberwurst, Milch, Butter, Käse, Thunfisch und Eiern vor. Bestimmte Carotinoide wie Betacarotin sind Provitamine, die im Körper zu Vitamin A metabolisiert werden. Betacarotin ist zum Beispiel in Karotten und Paprikas enthalten. Vitamin A kann im Unterschied zu den meisten wasserlöslichen Vitaminen gespeichert werden. Die Speicherung findet vor allem in der Leber und in Form von Fettsäureestern statt.
WirkungenVitamin A (ATC A11CA01 ) ist im Körper unter anderem an den folgenden Prozessen beteiligt (Auswahl):
- Sehprozess
- Zellwachstum und Zelldifferenzierung
- Fortpflanzung, embryonale Entwicklung
- Proteinsynthese
- Knochenbildung
- Immunsystem
Die Effekte beruhen auf der Aktivierung von nukleären Rezeptoren, die an die DNA binden und die Genexpression beeinflussen. Betacarotin ist zusätzlich antioxidativ.
Indikationen- Für die Vorbeugung und Behandlung eines Vitamin-A-Mangels.
- Für die Behandlung von Hauterkrankungen, hauptsächlich in Form der → Retinoide.
Gemäss der Arzneimittel-Fachinformation. Vitamin A wird unter anderem peroral, parenteral, okulär und topisch verabreicht. Die Dosierungsangabe erfolgt in internationalen Einheiten (IE). Das Arzneimittel darf nicht überdosiert werden (siehe unten).
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwangerschaft, Frauen im gebärfähigen Alter ohne sichere Verhütung: Hohe Dosen des Vitamins sind vor allem in der Frühschwangerschaft teratogen (fruchtschädigend). In der Frühschwangerschaft soll deshalb auf den Verzehr von Leber verzichtet werden.
- Hypervitaminose A
- Schwere Niereninsuffizienz
- Erhöhter Hirndruck
- Therapie mit Retinsäure oder Retinoiden
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenEinige Arzneimittel wie Colestyramin, Colestipol, Paraffinöl, Neomycin und Orlistat können die Absorption von Vitamin A reduzieren und sollen nicht gleichzeitig eingenommen werden. Bei der Verabreichung oraler Kontrazeptiva kann der Vitamin A-Blutspiegel erhöht werden. Weitere Wechselwirkungen wurden mit Vitamin-K-Antagonisten und Tetrazyklinen beschrieben.
Unerwünschte WirkungenIn den empfohlenen Tagesdosen sind keine unerwünschten Wirkungen zu erwarten.
Im Unterschied zu anderen Vitaminen ist eine akute und chronische Überdosierung möglich, die sich zum Beispiel in einem erhöhten Hirndruck äussern kann.
siehe auchBetacarotin, Retinoide, Vitamin-A-Augensalben, Vitamine, Carotinoide
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Bates C.J. Vitamin A. Lancet, 1995, 345(8941), 31-5 Pubmed
- Chytil F. Retinoic acid: biochemistry, pharmacology, toxicology, and therapeutic use. Pharmacol Rev, 1984, 36(2), 93-100 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Livrea M.A, Azzi A., Packer L. Vitamin A and retinoids: An update of biological aspects and clinical applications. Basel, Birkhäuser Verlag, 2000
- Penniston K.L., Tanumihardjo S.A. The acute and chronic toxic effects of vitamin A. Am J Clin Nutr, 2006, 83(2), 191-201 Pubmed
- Russel R.M. The vitamin A spectrum: from deficiency to toxicity. Am J Clin Nutr, 2000, 71(4), 878-84 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.